An der Universität Graz erleben Angehörige aller Bereiche, wie Demokratie im Forschungs-, Studien- und Arbeitsalltag funktioniert. Denn die gesetzlich garantierte Unabhängigkeit der Forschung und die Selbstverwaltung machen Universitäten zu eigenständigen demokratischen Einheiten, in der Studierende und Lehrende mitbestimmen.
Wichtigstes Gremium ist der 26-köpfige Senat. „Wir sind so etwas Ähnliches wie der Nationalrat der Universität“, sagt Senatsvorsitzende Tina Ehrke-Rabel. Und in dieser Funktion habe man direkten Einfluss auf die Entscheidungen des Rektorats.
Der Senat setzt sich aus Vertreter:innen der Wissenschaft (Oberbau und Mittelbau), des allgemeinen Personals und der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) zusammen, die als gewähltes Gremium der Studierenden eine weitere Säule der Demokratie an Universitäten ist. „Vieles, was im Senat besprochen wird, hat mit den Studien zu tun“, sagt Maja Höggerl, stellvertretende ÖH-Vorsitzende und Mitglied im Senat. „Der Input der Studierenden ist hier besonders wichtig. Am Ende des Tages erleben wir direkt den Studienalltag, deshalb können wir auch am besten Feedback geben“.
Mitbestimmung als Motivation
Besonders wichtig sei diese Mitsprache in den Curricula-Kommissionen, sagt der ÖH-Vorsitzende Stefan Zeiringer. Auch hier wird das Prinzip der Demokratie hochgehalten. Ein Drittel der Mitglieder sind Studierende. „Sie kennen die aktuellen Probleme mit dem Lehrplan am besten und setzen sich aktiv für deren Lösung ein.“ Für Höggerl ist diese Art der Mitbestimmung eine wichtige Motivation. „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man an diesem Curriculum mitgearbeitet und vielleicht dafür sorgen konnte, dass die eine oder andere unzeitgemäße Lehrveranstaltung nicht mehr vorkommt.“
Für Senatsvorsitzende Ehrke-Rabel sind die Curricula-Kommissionen ein zentraler Baustein einer Universität. „Uns gibt es vor allem deshalb, weil wir Studierende haben. Wir sind keine reine Forschungseinrichtung, sondern auch eine Lehr- und Bildungseinrichtung.“ Kritik und Anregungen seitens der Student:innen seien deshalb besonders wertvoll. „Schließlich hat die Qualität der Lehre und des Curriculums direkten Einfluss auf das berufliche Fortkommen der Studierenden.“
Für junge Menschen ein attraktiver Ort
Das ist auch für die strategische Ausrichtung der Universität bedeutend. „Wir wollen für junge Menschen ein attraktiver Ort sein, wo sie das Gefühl haben, die Zukunft mitzugestalten“, sagt Ehrke-Rabel. Für die Studienvertreter:innen sei vor allem das Thema Nachhaltigkeit vorrangig, sagt Zeiringer: „Da wollen wir als Universität Vorreiterin in der Gesellschaft sein.“ Gleichzeitig wird die Gruppe der Studierenden immer diverser, sagt Höggerl. „Die Uni muss sich hier aktuellen Fragen stellen. Wie geht man mit sehr vielen verschiedenen Ansichten und verschiedenen Hintergründen in der Studierendenschaft um?“
Die ehrenamtliche Tätigkeit nimmt einiges an Zeit in Anspruch, doch sie bringe auch viel Lebenserfahrung, sagt der ÖH-Vorsitzende Zeiringer. „Selbst wenn man große Vorhaben nicht in der eigenen Amtszeit fertigbringt, übernehmen die Nachfolger:innen. Nach 20 Jahren sieht man dann, dass die Universität besser dasteht als vorher und man Teil davon war. Darauf kann man stolz sein.“
Doch es muss nicht immer der große Wurf sein. „Selbst kleine Verbesserungen, die wenigen Studierenden zugutekommen, können für diese einen großen Unterschied machen“, erklärt Höggerl. „Das ist doch eine schöne Sache.“ Für Senatsvorsitzende Ehrke-Rabel ist die Selbstverwaltung ein Privileg. „Wir können gestalten. Das sollten wir ernst nehmen und eine Freude daran haben.“