Die Zukunft betriff uns alle. Darum sollten wir auch alle in deren Gestaltung einbezogen werden. In diesem Sinne war der Klimarat ein Vorzeigebeispiel gelebter Demokratie. „Er zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass er in seiner Zusammensetzung die gesamte Gesellschaft repräsentierte“, sagt Birgit Bednar-Friedl und erklärt, warum das so bedeutend ist: „Klimaschutz braucht breite Akzeptanz. Im Klimarat ist es mit Unterstützung einer hervorragenden Moderation gelungen, dass sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensumständen, Erfahrungen und Ansichten gemeinsam auf Maßnahmen zur CO2-Reduktion einigen.“
Gehör finden und mitreden
Zum Gremium gehörten auch Personen, für die klimafreundliches Verhalten zuvor kein Thema war. Die Auseinandersetzung damit habe bei manchen einiges bewirkt, wie etwa eine bewusstere Ernährung oder den Verzicht auf Flugreisen, erzählt Bednar-Friedl. Dass sie nun bereit sind, selbst aktiv einen Beitrag zu leisten, hat wohl auch damit zu tun, dass sie durch den Klimarat die Möglichkeit bekamen, gleichberechtigt demokratisch mitzubestimmen. „Hier haben Personen aus gesellschaftlichen Gruppen, die sonst wenig Beachtung finden, erfahren, dass sie gehört werden, dass man ihnen vernünftige Lösungen zutraut und sie etwas bewirken können“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Wissen und wirksam werden
Unter anderem weil sie bei ihren Treffen an sechs Wochenenden viel zum Thema Klimawandel gelernt haben. Das befähigte sie, mitzureden sowie ihr Wissen weiterzugeben. Und das tun sie auch. Im „Verein des österreichischen Klimarats der Bürger:innen“ sind viele von ihnen weiter aktiv, vor allem auf lokaler und regionaler Ebene. Das Engagement reicht von Lobbying für Klimaschutz bei Ämtern und Behörden über regionale Projekte wie etwa die Gründung von Energie-Gemeinschaften bis zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. So hat der Verein in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Graz zum Beispiel Seminare organisiert, in denen die Teilnehmenden wie im Klimarat gemeinsam Vorschläge zur CO2-Reduktion erarbeiteten. Um den Wirkradius weiter auszudehnen, müsste allerdings die Vernetzung mit der Politik auf Bundesebene noch wachsen, gibt Bednar-Friedl zu bedenken.
Den Weg weisen
Einige der Empfehlungen des Klimarats wurden von der Regierung aufgegriffen. Dazu zählen etwa die Verlängerung des Reparaturbonus oder Maßnahmen zur Förderung der Revitalisierung von Altbauten. Die Aktivist:innen der Letzten Generation Österreich fordern jetzt die Umsetzung der weiteren Vorschläge.
„Es gibt noch viel zu tun. Österreich hat noch immer kein Klimaschutzgesetz und subventioniert nach wie vor fossile Energie“, verweist Birgit Bednar-Friedl auf dringenden Handlungsbedarf. Gleichzeitig bekräftigt sie einmal mehr: „Der Klimarat war auf jeden Fall ein Türöffner. Seine Empfehlungen geben die Richtung vor, die wir eingeschlagen müssen.“