Im Sommersemester 1994 waren an der Universität Graz lediglich fünf Professorinnen beschäftigt – ein Anteil von 3,4 Prozent. Unter den Assistent:innen gab es 27 Prozent Frauen, von den Studierenden waren knapp 54 Prozent weiblich. Frauenförderung war damals die Leistung einzelner Pionierinnen.
Vor diesem Hintergrund wurde am 13. Juni 1994 die „Koordinationsstelle für Frauenforschung und Frauenstudien“ eingerichtet, die für auch für die TU Graz und die Kunstuniversität zuständig war. „Unser Ziel war und ist die Bewusstseinsbildung für ein faires, diversitätssensibles und tolerantes Miteinander unter allen Angehörigen der Universität“, unterstreicht Leiterin Barbara Hey. Die Verknüpfung von Gleichstellung und Geschlechterforschung ist dafür das Um und Auf: „Wir müssen wissen, wo wir überhaupt sinnvoll mit Maßnahmen ansetzen können“, ergänzt die Politologin.
Zum 30. Geburtstag kann die jetzige Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung auf eine Reihe an Erfolgen zurückblicken. Der Anteil an Professorinnen hat sich mehr als verzehnfacht, in der Zwischenzeit hat es wenigstens eine Rektorin gegeben, und die Frauenförderung ist mittlerweile an allen Universitäten institutionalisiert. Seit 2019 gibt es das Elisabeth-List-Fellowship-Programm für Geschlechterforschung. „Das ist eine Förderung mit großem Output und hilft den Stipendiatinnen auch bei der internationalen Vernetzung mit Kolleg:innen“, schildert Hey.
Für die nächsten Jahrzehnte gibt es trotz der Errungenschaften noch einiges zu tun: „Um einen wirklichen Wandel der Organisationskultur zu erreichen, sind kontinuierliche Maßnahmen nötig“, betont die Leiterin der KO-Stelle. Langfristig soll der weibliche Anteil unter Professuren auf 50 Prozent steigen. Dafür braucht es Förderung in jenen Bereichen, in denen Frauen besonders unterrepräsentiert sind. Alle Mitarbeiter:innen für Machtmissbrauch, Diskriminierung und Belästigung zu sensibilisieren, ist ein weiteres Ziel. Außerdem wäre die Verankerung von Gender-Lehre in allen Studien wünschenswert, „weil Wissen aus der Geschlechterforschung blinde Flecken aufdeckt“, so Hey.
Das Jubiläum begeht die KO-Stelle am 19. September 2024 ab 19 Uhr mit einem Festakt in der Aula – im Rahmen der 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung. Anmeldungen sind bereits möglich.