Macht der Videobeweis den Fußball gerechter? Vereint der Fußball die europäischen Nationen tatsächlich? Und profitieren die austragenden und teilnehmenden Länder wirtschaftlich von einem Großereignis? Diese Fragen beantworten Wissenschaftler:innen ab jetzt jede Woche während der Europameisterschaft 2024.
Aber wer schafft im Fußball am meisten? Uni-Graz-Sportwissenschaftler Markus Tilp erklärt, wie man einen guten Fußballer/ eine gute Fußballerin definiert:
„Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Fußball ist von den Leistungsanforderungen eine sehr komplexe Sportart. Allgemein ist ein sehr gut ausgeprägter Mix von allen motorischen Fähigkeiten wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und mit Einschränkungen Beweglichkeit notwendig. Zudem benötigen Fußballspieler:innen ausgezeichnete koordinative Fähigkeiten und eine perfekte Technik, um den eigenen Körper und den Ball zu kontrollieren.“
Unterschiede entstehen vor allem aufgrund der Positionen, Torwärter:innen müssen natürlich nicht so viel laufen wie etwa Mittelfeldspieler:innen. Dazu gibt konkrete Studien:
„Die Laufleistung, also die gelaufenen Meter oder die Anzahl der Sprints, variieren auch auf den verschiedenen Positionen der Feldspieler:innen. So legen zentrale Mittelfeldspieler:innen insgesamt die größten, zentrale Verteidiger:innen hingegen die geringsten Wegstrecken zurück. Die Spieler:innen an den Flügeln haben wiederum den höchsten Anteil an Sprints innerhalb eines Teams. Dasselbe gilt für die Körperkonstitution. Für eine:n Tormann/frau oder Verteidiger:in spielt eine hohe Körpergröße für die Abwehr von hohen Bällen eine wichtigere Rolle als für Mittelfeldspieler:innen.“
Aber nicht nur der Körperbau entscheidet beim Fußball. Fußball-Legenden wie der portugiesische Cristiano Ronaldo können beispielweise in Sekundenschnelle eine Situation analysieren und darauf reagieren. „Eine ausgeprägte Antizipationsfähigkeit ist dabei für alle Spieler:innen essenziell. Zudem zeigen Spielmacher:innen und Stürmer:innen ein hohes Maß an Kreativität“, erläutert der Sportwissenschaftler.
Letztendlich ist laut Tilp eine breite Ausbildung notwendig, die individuelle Stärken fördert und Schwächen verringert, denn „im modernen Fußball können sich auch hochtalentierte Spieler:innen keine Schwächen in einzelnen Bereichen leisten.“