Wer heute Geld aufs Sparbuch legt, kann angesichts der Inflation im besten Fall minimalen Gewinn erzielen. Veranlagungen in Anleihe- und Aktienfonds bieten da lukrativere Perspektiven. Viele Menschen aber schrecken vor dem Kauf von Wertpapieren zurück, weil sie aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht einschätzen können, welches Risiko damit verbunden ist. „fit2invest soll das Verständnis, wie Kapitalmärkte funktionieren, fördern“, erklärt Stefan Palan vom Institut für Banken und Finanzierung der Uni Graz. Er hat den wissenschaftlichen Input für das Spiel geliefert, das auf Initiative der Raiffeisenlandesbank Steiermark entwickelt wurde.
Wer sich einloggt und sich dann für eine bestimmte Veranlagungsform samt Laufzeit entscheidet, erlebt in einem zufällig ausgewählten historischen Zeitraum zwischen 1972 und heute, wie sich sein Vermögen im damaligen Markt entwickelt hätte. Dabei kann der:die User:in jederzeit über das eigene Geld verfügen und zum Beispiel einen Teil aus einem Fonds herausnehmen und auf ein Sparbuch legen. „Der Clou dabei ist: In welchem historischen Zeitraum man agiert, wird erst am Ende enthüllt. Das heißt, während man Veranlagungsentscheidungen trifft, besteht wie im echten Leben Unsicherheit darüber, wie sich die Märkte entwickeln werden“, berichtet Palan.
Zum Abschluss des Spiels gibt es Feedback über die Auswirkungen der einzelnen Entscheidungen in einem ausführlichen persönlichen Investment Report. Dieser fasst das Ergebnis zusammen und liefert Hintergrundinformationen zum Veranlagen in Wertpapieren.
In Trainingseinheiten zu den Themen Kaufkraft, Inflation, Wertschwankungen und Streuung bei der Geldanlage können sich die Spieler:innen zusätzlich Finanzwissen aneignen. Stefan Palan zeichnet mit seinem verhaltenswissenschaftlichen Know-how für die verständliche, spielerische Aufbereitung der komplexen Inhalte verantwortlich.
Welche Sparform ist nun die beste? Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten, weiß Palan. „Je nach Alter, finanziellen Mitteln, persönlicher Situation und dementsprechend angemessener Risikobereitschaft muss jede Person die für sie ideale Kapitalanlage finden“, so der Forscher. Ganz allgemein rät Palan dazu, bei Aktien auf eine möglichst breite Streuung zu achten, also nicht nur in Unternehmen einer Branche oder eines Landes zu investieren, und bei Kursschwankungen Nerven zu bewahren, statt das Geld herauszunehmen.
Finanzwissen, wie es unter anderem über „fit2invest“ vermittelt wird, kann dabei unterstützen, kluge Entscheidungen für die Geldanlage zu treffen. Mit Blick auf die nationale Finanzbildungsstrategie der österreichischen Bundesregierung wird auch gerade an einer Version des Spiels für den Schulunterricht gearbeitet.