Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir einen Satz formulieren? Über Vergangenes oder Zukünftiges erzählen? Wie sind unsere sprachlichen Fähigkeiten mit den mathematischen oder feinmotorischen verknüpft? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Boban Arsenijevic, seit diesem Studienjahr Professor für Slawische Sprachwissenschaft an der Uni Graz.
„Wir verwenden Modelle, um die komplexen kognitiven Berechnungen zu beschreiben, die im Gehirn stattfinden, wenn wir Sprache benutzen“, beschreibt der Forscher. Mit diesen Untersuchungen lässt sich auch herausfinden, inwiefern kognitive Eigenschaften durch Sprache bestimmt sind, und wie man Personen helfen kann, die in einem Bereich Defizite haben. Außerdem – besonders wichtig im Zeitalter der Digitalisierung – sind diese Analysen auch Grundlage dafür, um einer künstlichen Intelligenz das Sprechen beizubringen. Arsenijevic ist jetzt schon ein international gefragter Experte der Computerlinguistik.
Am Boden der Tatsachen
Ein weiteres Spezialgebiet des Slawisten, der dem Zeitgeist Rechnung trägt, ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Wahrheit. Arsenijevic erforscht, wie sich dieser entwickelt hat und wie er in unseren Gehirnen verankert ist. „Das Konzept der Wahrheit ist die Bedingung von Kommunikation. Man muss sich die Gedanken anderer Personen vorstellen können und mit mindestens zwei Wahrheitsbegriffen operieren können – dem eigenen und dem des Gegenübers“, schildert der gebürtige Serbe. Ob das Gesagte tatsächlich stimmt, ist dabei Nebensache. „Eine Aussage ist immer nur für eine Einzelperson oder für eine Gruppe wahr. Das heißt, diese Individuen sind dann auch bereit, ihre Vorstellung der Welt gemäß der Aussage zu aktualisieren“, definiert der Forscher. Damit wird auch deutlich, warum Fake News funktionieren.
Dienstag, 08.05.2018