Ob Ratten, Fische oder Bienen: Tiergruppen akzeptieren sogenannte biokompatiblen Roboter als Artgenossen und lassen sich von ihnen beeinflussen. Jüngst präsentierte ein deutsch-chinesischen Forschungsteam ein Gerät, das das Verhalten der Nager erfolgreich imitiert. „Das ist das erste Mal, dass soziales Lernen bei einem Roboter nachgewiesen wurde, der frei mit Tieren interagiert“, fasst Thomas Schmickl zusammen. Ein autonomer Apparat, der in so langen und komplexen Verhaltensmustern zurechtkomme, sei ein beeindruckender Schritt nach vorne, ist der Biologe überzeugt. Einen Kommentar über diese neuen Forschungen zum Sozialverhalten hat er im Magazin Nature Machine Intelligence veröffentlicht.
In einer weiteren Publikation im Journal Science Robotics beurteilt Schmickl die neuen Möglichkeiten, Tiere durch Maschinen zu steuern, um das Ökosystem zu schützen. An der Universität Graz untersucht er mit seinem Team beispielsweise den Nutzen eines smarten Bienenstocks. Die Technik überwacht die Gesundheit der Königin und ihres Hofstaats, kann also rechtzeitig Alarm schlagen, wenn die Insekten im Stress sind oder sich Krankheiten ausbreiten. Außerdem können die Roboter mit subtilen Signalen die Arbeiterinnen zu passenden Futterquellen locken. „Idealerweise zu solchen mit wenig anderen Wildbestäubern“, ergänzt der Biologe.
Mithilfe der Technik als tierischer Dialogpartner könne auch die Wissenschaft wertvolle Informationen über den Zustand des Ökosystems erhalten, resümiert Schmickl. „Ich glaube, dass wir diese Möglichkeiten nutzen müssen, um brennende Probleme zu lösen“, ist der Forscher überzeugt. Allerdings dürfe nicht „einfach so ins Blaue hinein“ in die Natur eingegriffen werden.