Wer hat sich schon mal selbst die ehrliche Frage gestellt: „Wie oft fahre ich mit dem Auto einkaufen? Und wie oft würde ich das lieber mit dem Rad oder zu Fuß erledigen?“ Selbst wenn die Motivation dazu vorhanden ist, vor allem in ländlichen Regionen ist das kaum möglich. Zu groß sind die Entfernungen zu Supermärkten, zu schwer sind die Einkaufstaschen, die nach Hause gebracht werden müssen. Die Folge: Geschäfte mit riesigen Parkplätzen.
Der Flächenverbrauch und die vielen Autofahrten schaden jedoch der Umwelt. Was wäre also nötig, damit Menschen den Pkw öfter stehenlassen und alternative Formen der Fortbewegung nutzen? Um diese Frage zu beantworten, arbeiten im vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie finanzierten Forschungsprojekt „CarryMeHome“ Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen zusammen.
Modellregionen
Das Projekt „CarryMeHome“ wird von der Forschungsgesellschaft des Innovationszentrums W.E.I.Z. geleitet. Neben dem Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz sind weitere zehn Partner:innen wie die TU Graz in das Projekt involviert (https://projekte.ffg.at/projekt/4660098).
Das Konsortium umfasst auch zwei Modellregionen: Weiz in der Steiermark und Feldkirchen in Kärnten. Die beiden Regionen sind typische Beispiele für Gemeinden mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen in Bezug auf die Mobilität. „In einem ersten Schritt wollen wir erheben, welche Informationen, Daten und Mobilitätskonzepte es in den Gemeinden schon gibt“, sagt Nina Hampl. Sie ist seitens der Universität Graz in das Forschungsprojekt involviert. So gibt es beispielsweise in Weiz bereits Sensoren, die Fußgänger:innen und Radfahrer:innen in der Innenstadt zählen.
Um die Bedürfnisse der Bevölkerung abschätzen zu können, sollen in einem nächsten Schritt in beiden Gemeinden Fokusgruppeninterviews geführt werden. „Diese Ergebnisse werden dann die Basis für eine Befragung bilden, die einen größeren Teil der Bürger:innen in den Prozess einbinden soll.“ So will Hampl etwa herausfinden, wie groß die Akzeptanz der Bevölkerung für innovative und nachhaltige Transportlösungen ist.
Roboter-Fahrzeug
Der zweite Teil des Projekts klingt ein wenig nach Science-Fiction. Geht es nach der Vorstellung der Projektpartner:innen soll man sich einfach kleine Roboter-Fahrzeuge ausborgen können, welche die Einkäufe transportieren. Sie tragen den Arbeitstitel „CarryMeHome“.
Diese Roboter würden den/die Fußgänger:in oder Radfahrer:in einfach begleiten. „Es ist aber die Vision des Konsortiums, dass diese Transport-Roboter sich in Zukunft auch autonom bewegen können. Dafür sind aber natürlich noch einige Hürden zu nehmen“, erklärt Hampl. „Das wäre ein großer Fortschritt für die Mobilität der Zukunft. Dann könnte das „CarryMeHome“ allein zum Supermarkt zurückkehren, niemand müsste es aktiv zurückbringen.”
Preisfrage
Stellt sich noch eine Frage: Wie bekommt man die Menschen dazu, dieses Service zu nutzen? „Das wird gerade im Rahmen einer Bachelor-Arbeit zu Belohnungs- und Anreizsystemen untersucht“, sagt Hampl. Damit dieses futuristische Einkaufserlebnis Realität wird, haben die Forscher:innen also noch viel Arbeit vor sich. Das Projekt läuft bis 2026.
„CarryMeHome“ ist nur eines von vielen spannenden Projekten, die im Rahmen des von der Universität Graz und die TU Graz gegründeten innovativen Forschungszentrums – dem Zentrum für Aktive Mobilität – verfolgt werden. Darüber konnten sich auch die Gäste aus Politik und Wirtschaft bei der offiziellen Eröffnung des Zentrums am 8. Februar 2024 im Grazer Lendhafen informieren.
Weitere Informationen zum Zentrum unter: https://activemobility.uni-graz.at/