Bevor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schöner an die Universität Graz kam, war er lange Zeit bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien tätig. „Dort gehörten Analysen des Klimas, aber auch Fragen zu aktuellen Ereignissen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu meinem täglich Brot“, erzählt der gebürtige Wiener. Gerade auf dem Gebiet der Klimaforschung und -beobachtung hat sich der Geograph dem (Hoch-)Gebirge verschrieben. „Die Veränderungen von Gletscher und Schnee interessieren mich besonders“, betont der Wissenschafter, der einen Überblick über Klimaveränderungen der vergangenen 250 Jahre hat. Und auch hier gibt es ein ganz spezielles (persönliches) Forschungsobjekt: der 3106 Meter hohe „Hohe Sonnblick“ im Alpenhauptkamm mit seinem Observatorium, an der Grenze Kärntens und Salzburgs, hat es dem begnadeten Bergsteiger und Schifahrer angetan. Die beiden Schwerpunkte Gebirge und Klima sind auch am Grazer Institut für Geographie und Raumforschung ansässig; zwei Beweggründe für Schöner, sich für die Professor an der Uni Graz zu bewerben.
Schneechemie
Schöner hat an der Universität Wien Geographie studiert. „Bereits früh habe ich mich für die Meteorologie, die Wetterkunde, interessiert“, führt er aus. Nach einem Zwischenstopp an der Universität Innsbruck zog es den Wissenschafter wieder in die Bundeshauptstadt zurück, wo er an einem internationalen Projekt mit dem Fokus auf „Schneechemie am Sonnblick“ zu arbeiten begonnen hat; das Thema hat schließlich auch in seiner Dissertation an der Universität Salzburg beschäftigt. „Ich habe im Rahmen meiner Doktorarbeit genauer analysiert, welche Schadstoffe in der Schneedecke, Schicht für Schicht, vorhanden sind. Es können dann Rückschlüsse gezogen werden, welche Schicht zu einem Wetterereignis passen“, weiß der Klimaexperte. So hat er unter anderem herausgefunden, dass sehr unterschiedliche Wetterlagen zu hohen Belastungen führen können. „Man kann eine Art Kalender der Ereignisse erstellen.“ Seit 1. Oktober 2014 ist er Professor an der Uni Graz.
Polarregionen im Fokus
Ein weiteres Steckenpferd Schöners ist die Erkundung der Polarregionen. Sowohl die Gebirgsregionen als auch die Polarregionen reagieren am stärksten auf den Klimawandel – gleichzeitig ist das derzeitige Wissen über diese Regionen am geringsten. Der Wissenschafter gehört zum Gründungskomitee des „Austrian Polar Research Institute“, ein Zusammenschluss österreichischer Institutionen die Polarforschung betreiben. In der Lehre im Hörsaal will der Professor Grenzen durchbrechen: „Mir ist es wichtig den Studierenden zu vermitteln, von der rein fachlichen Kompetenz wegzugehen, um auch die soziale Kompetenz zu stärken. Auch das kritische und wissenschaftliches Denken möchte ich in meinen Vorlesungen fördern.“