Die Gegenreformation war ausschlaggebend dafür, dass sich im 16. Jahrhundert Jesuiten in Graz niederließen. Die Ordensgemeinschaft, die sich der Bildung und der Mission widmete, hatte das Ziel, den Protestantismus zu bekämpfen und den katholischen Glauben zu stärken. Sie gründeten 1573 ein Kolleg, das zu einem Zentrum der Wissenschaft und der Kultur wurde. Herzstück des Kollegs war die Bibliothek, die über eine reiche und vielfältige Sammlung von Büchern verfügte. Sie war aber nicht nur für die Jesuiten, sondern auch für andere Gelehrte und Studenten zugänglich.
Die Bibliothek, die neben dem Grazer Dom angesiedelt war, überstand mehrere Krisen, wie den Dreißigjährigen Krieg, die Pest, die Aufhebung des Jesuitenordens und die Napoleonischen Kriege. Sie wurde mehrmals erweitert und umgebaut, um den wachsenden Bestand und die veränderten Bedürfnisse unterzubringen.
Einzigartiger kultureller Schatz bis heute
Die Sondersammlungen der UB Graz bewahren einen einzigartigen steirischen kulturellen Schatz, insgesamt rund 200.000 Bände, darunter etwa 2.200 Handschriften und 1.000 Inkunabeln (Bücher, die vor 1501 gedruckt wurden). Sie verwahren seltene und kostbare Werke, wie ein Fragment der "32-zeiligen Bibel" die erste gedruckte Bibel von Johannes Gutenberg, die erste lateinische Übersetzung des Korans (ein Druckvorhaben das Martin Luther unterstützte), die Erstausgaben vieler Werke Galileo Galileis sowie Handschriften und Erstausgaben von Johannes Kepler. Aber auch die erste Ausgabe der Enzyklopädie von Denis Diderot und Jean le Rond d’Alembert findet sich in den Magazinen der Sondersammlungen.
Mit einer Veranstaltung wurde am 24. November das 450-jährige Jubiläum gebührend gefeiert. Das Event fand, wie kann es anders sein, im Barocksaal des Grazer Priesterseminars, dem ersten Bibliotheksraum des Jesuitenkollegs, statt. Die Mitarbeiter:innen gaben dem interessierten Publikum einen Überblick über die Geschichte der Sondersammlungen sowie einen Einblick in die aktuellen Projekte und Herausforderungen im Zeitalter der Digitalisierung.