Unsere Körper sind nicht für das Sitzen ausgelegt. Vor nicht allzu langer Zeit musste der Mensch jagen und sammeln, um Nahrung für sein Überleben zu garantieren. Heute gehen wir einfach zum Einkaufen in den Supermarkt oder lassen uns das Essen bequem bis zur Couch liefern. Dazu kommen noch lange Zeiten vor dem Fernseher, Computerbildschirm oder in virtuellen Räumen. „Kleine Kinder können sich relativ gut bewegen. Das nimmt aber im Teenager- bis zum Erwachsenen-Alter stark ab. Und so werden die ersten Folgeerscheinungen des Bewegungsmangels schnell sichtbar“, weiß Andreas Konrad vom Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit.
Zur zunehmenden Unsportlichkeit der Kinder kommt auch ungesunde Ernährung. Natürlich gibt es dagegen wirkvolle Rezepte; renommierte wissenschaftliche Zeitschriften sind voll mit Fachartikeln. „Wir stehen aber vor der Herausforderung, dass die Forschungsergebnisse bei der Zielgruppe nicht ankommen“, führt Konrad weiter aus. Gemeinsam mit seinem Kollegen David George Behm von der School of Human Kinetics and Recreation der Memorial University of Newfoundland hat Konrad nun einen Artikel zum Thema „Dehnen von Gelenken und Muskeln“ in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Frontiers for Young Minds“ herausgebracht. Die Texte werden von 8- bis 16-Jährigen kritisch bewertet und freigegeben.
Der Kern des Aufsatzes "Keeping Your Joints Flexible Throughout Life" ist die Auseinandersetzung mit der Beweglichkeit von Gelenken und Muskeln über die gesamte Lebenszeit des Menschen. Das Motto „use it or lose it“ nutzen Behm und Konrad dazu, konkrete Empfehlungen zu geben, um körperlich fit zu bleiben. „Wichtig ist Bewegung im Alltag. Man sollte aber auch im Berufsleben ständiges Sitzen vermeiden und wenn möglich immer wieder auf Stehschreibtische ausweichen.“ Sportarten wie Schwimmen, Klettern oder Ballett erhöhen die Flexibilität des Oberkörpers. Einfache Dehnübungen, die Verwendung von Schaumstoffrollen und auch Krafttraining unterstützen die Beweglichkeit von Gelenken und Muskeln. Die Anleitungen sind so formuliert, dass sie auch von Kindern verstanden werden.
Und dafür garantieren die jungen Reviewer. „Wir haben den Artikel eingereicht und dann bereits wenig später Anregungen bekommen, wie wir Textteile umformulieren und Übungen anders erklären sollen, damit die Zielgruppe sich auskennt“, sagt Konrad. Die Resonanz aus der Fachcommunity war erwartungsgemäß positiv. Für den Grazer Bewegungswissenschaftler war die Publikation nicht nur ein Versuch, weitere Artikel sollen folgen. „Wenn es auf diesem Weg funktioniert, dass wir Kinder und Jugendliche für mehr Bewegung motivieren und ihr Bewusstsein für Gesundheit sensibilisieren können, dann haben wir unseren gesellschaftlichen Auftrag als Universität erfüllt.“