„600 Wissenschafts-Enthusiast:innen. Das ist dein Publikum“, eröffnete TU Graz-Physiker Martin Schultze die diesjährige BioTechMed-Graz Nobel Lecture an der TU Graz. Gehalten hat sie sein Doktorvater Ferenc Krausz, Physik-Nobelpreisträger 2023. Krausz forscht am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching (Deutschland), das er als Direktor auch leitet.
Die Lecture – alljährlich von der Grazer Universitäts-Kooperation BioTechMed-Graz veranstaltet – lockte heuer rund 600 Personen an die TU Graz, sowohl in den vollbesetzten Physikhörsaal P1 als auch den Hörsaal P2, in den die Lecture via Videostream übertragen wurde. Ein neuer Besucher:innen-Rekord, wie TU Graz-Rektor Horst Bischof in seiner Begrüßung stolz anmerkte.
Lichtpulse
Ferenc Krausz selbst erklärte gleich zu Beginn seiner Vorlesung, dass er es selbst noch nicht ganz fassen kann: „Wenn ich auf das Plakat für den heutigen Abend schaue, dann frage ich mich im ersten Moment immer noch, wer denn wohl dieser Nobelpreisträger ist, der sprechen wird.“ Das Fachgebiet des Physikers ist die Attosekundenphysik, die sich mit kürzesten Zeiträumen beschäftigt. Eine Attosekunde beträgt 10-18 Sekunden – oder anders geschrieben 0,000 000 000 000 000 000 1 Sekunden. Seine mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forschung brachte Lichtpulse zustande, die es ermöglichen, eben diese kurzen Zeiträume zu betrachten. Dadurch kann die sub-atomare Bewegung von Elektronen sichtbar gemacht werden. Und diese Bewegungen in organischen Molekülen könnten in Zukunft sehr viel Auskunft über die menschliche Gesundheit geben.
„Wir müssten mit diesem Verfahren nicht mehr in kostenintensiven Verfahren nach einzelnen Biomarkern für bestimmte Krankheiten suchen, sondern könnten die globale Moleküllandschaft mittels eines Laserpulses aus dem Blut ablesen“, erklärte Krausz. Das dabei entstehende Muster ist charakteristisch für Krankheiten und könnte so aussagekräftige Untersuchungen noch vor dem Auftreten von ersten Symptomen ermöglichen – „und das mit einem sicheren und kostengünstigen Verfahren, das einfach in ganzen Gesellschaften umsetzbar ist.“ Für Studien dazu sucht Krausz derzeit sowohl Forschungspartner:innen als auch Proband:innen, die sich für die nächsten Jahre der Forschung zur Verfügung stellen.
Fragestunde mit dem Nobelpreisträger
Zu fast zwei Drittel war der Hörsaal mit Studierenden besetzt, die im Anschluss an den Vortrag Fragen an den Nobelpreisträger stellen konnten. Ferenc Krausz beantwortete die Fragen konzentriert, nahm die ganze Bühne im Hörsaal für seine Erklärungen ein – es war offensichtlich, wie wichtig ihm die Lehre und die Begeisterung von jungen Menschen für die Physik ist.