Taylor-Swift-Anhänger:innen tauschen vor den Konzerten Freundschaftsarmbänder aus. Fußball-Aficionados bringen sich mit der Vereinshymne für das bevorstehende Match in Stimmung. Büroteams treffen sich zum kollegialen Kaffeetratsch. „Regelmäßige Abläufe, bei denen sich alle Beteiligten bewusst auf Dasselbe fokussieren, verstärken Emotionen und stiften ein Gefühl der Zusammengehörigkeit“, erklärt die Soziologin Katharina Scherke. Ob das der synchron geklatschte Rhythmus im Stadion oder das Niederlegen von Blumen an einem Unfallort ist – durch das gemeinsame Erleben entsteht selbst unter Fremden Solidarität. Man fühlt sich aufgehoben. „Für entstehende soziale Bewegungen ist es also wichtig, neue Rituale zu erfinden, um die Gemeinschaft zu stärken“, folgert die Forscherin.
Die Macht der Zeremonien kann allerdings auch im negativen Sinne genutzt werden, um Hass zu schüren und andere zu marginalisieren. „Das lässt sich in Wahlkämpfen beobachten", schildert Scherke. Populistische Politiker:innen unterstreichen ihre Auftritte besonders gerne mit Ritualen, um ihre Anhänger:innen auf eine gemeinsame Sache einzuschwören.
Über die Funktion von Ritualen aus soziologischer Perspektive spricht Katharina Scherke am 28. Oktober um 18 Uhr in der Aula der Universität Graz im Rahmen des Symposiums „Rituale – Soziales Band und Fenster zum Sinn“