Es ist aufgrund der Menschenrechtsverletzungen heftigst umstritten und sollte bereits mehrmals geschlossen werden: das Gefangenenlager Guantánamo, das die USA 2002 als Reaktion auf den Terroranschlag am 11. September 2001 auf ihrem Marinestützpunkt auf Kuba eröffnet haben.
Fast fünfzehn Jahre lang war dort Mansoor Adayfi inhaftiert. Der Anwalt sowie Schriftsteller stammt ursprünglich aus dem Jemen und wurde 2016 nach Serbien entlassen. Seine Artikel wurden unter anderem in der New York Times veröffentlicht. Der Brite Moazzam Begg war etwa drei Jahre lang in Guantánamo interniert. Diese Zeit schildert er im Buch „Enemy Combatant“. Mit Hilfe der Anwalt-Vereinigung „Cage“ kämpft er gegen Folter und Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren. Beide haben Impulsreferate bei der Konferenz gehalten.
Können Sie nach den Erfahrungen Menschen heute vertrauen?
Moazzam Begg: Ja, ich würde sagen ganz normal. Ich bin wie jeder andere vorsichtig. Guantánamo hat versucht, uns die Menschlichkeit und den Glauben in die Menschheit zu nehmen. Die Vernehmungsleute wollten uns glauben machen, dass wir nur ihnen vertrauen können.
Mansoor Adayfi: Manchmal wollen sich Amerikaner jtzt bei mir entschuldigen. Ich kann das nicht annehmen. Denn es ist nicht fair, einzelne Bürger für das verantwortlich zu machen, was eine kleine Gruppe begangen hat. Es gab sogar Freundschaften mit den Aufsehern.
Sie haben Bücher und Artikel über Ihre Zeit in Guantánamo verfasst, sprechen bei vielen Gelegenheiten darüber? Ist das für Sie ein Art Therapie, um das Erlebte zu verarbeiten?
Mansoor Adayfi: Manche tun das vielleicht. Ich bin Moslem und meine Familie hat mich gelehrt, respektvoll gegenüber anderen zu sein. Auch wenn mich jemand verletzt, vergebe ich ihm. Ja, ich hatte das Gefühl von Hass und Rache. Ich ging wie durch einen Tunnel. Ich hatte Angst vor mir selbst und habe viel gelesen, das hat mich aus der Gefangenschaft meiner dunklen Gefühle befreit.
Was denken Sie als ehemaliger Internierter über die geplanten Flüchtlingslager in Ruanda oder Albanien?
Moazzam Begg: Ich frage mich, würde man auch Ukrainer:innen oder weiße Europäer:innen nach Ruanda schicken? Es ist doch offensichtlich rassistisch. Dazu kommt, dass der Westen eine große Verantwortung an der Situation etwa in Afghanistan hat. Daher müssen wir auch eine Rolle spielen, zu verstehen, warum die Menschen flüchten. Warum sie es auf sich nehmen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Und was tun wir? Wir sperren sie ein, wie im Mittelalter. Die Menschlichkeit verschwindet aufgrund der Angst vor anderen.