Die Jury war beeindruckt und entschied, Walter Doralt den mit 2 000 Euro dotierten Seraphine-Puchleitner-Preis zuzuerkennen. Prämiert wurden auch die Philosophin Ursula Renz und der Physiker Peter Banzer für ihr besonderes Engagement in der Begleitung ihrer Dissertant:innen. Sie erhielten jeweils einen Anerkennungspreis in der Höhe von 500 Euro. Die Verleihung fand am 14. Juni 2023 in der Aula der Uni Graz statt.
„Die Betreuung eines Doktoranden oder einer Doktorandin ist etwas ganz Besonderes. Sie führt junge Wissenschaftler:innen in ein Forschungsfeld ein und ist prägend für ihre weitere Karriere. Gleichzeitig trägt sie zur Reputation der Universität bei“, unterstreicht Joachim Reidl, Vizerektor für Forschung, die weitreichende Bedeutung dieser Aufgabe. „Da die Arbeit an der Dissertation für die Doktorand:innen sowohl mental als auch emotional sehr herausfordernd sein kann, spielt in der Begleitung neben der fachlichen auch die persönliche Ebene eine entscheidende Rolle“, verweist Reidl auf die hohen Anforderungen an eine gute Betreuung.
Dissertant:innen individuell unterstützen und ihnen dabei möglichst viel Freiraum für eigenständige Forschung geben – das zeichnet den diesjährigen Seraphine-Puchleitner-Preisträger aus. „Walter Doralt steht für eine neue Art der Doktorand:innenbetreuung an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die junge Forschende bestärkt, ihren eigenen Weg zu gehen“, fasst Catherine Walter-Laager, Vizerektorin für Studium und Lehre“ die 18 Nominierungsschreiben, die für den Juristen eingingen, zusammen.
Blick über den Tellerrand
Mut, neue Perspektiven einzunehmen, prägt auch die Forschung von Walter Doralt. Er vergleicht unterschiedliche zivilrechtliche Bestimmungen europäischer Länder und analysiert deren Vor- und Nachteile, um positive Reformen anzuregen. „Wir müssen die Rechtsprechung begleiten, manchmal auch kritisch, und zeigen, wie man es besser machen kann“, bringt er eine Aufgabe von Jurist:innen in der Wissenschaft auf den Punkt. Ein Beispiel seiner praxisrelevanten Arbeit ist das Thema der Vertragsstrafen. In wirtschaftlichen Beziehungen können Unternehmen und ihre Kund:innen Strafzahlungen vereinbaren, für den Fall, dass eine Seite die vereinbarte Leistung nicht erbringt. In Österreich lassen sich solche Vertragsstrafen ab einer gewissen Höhe vor Gericht aber nicht mehr durchsetzen. Der Jurist zeigt unerwünschte negative Folgen dieser Regelung auf. Grundlagen für diese Einsichten kommen aus der ökonomischen Literatur und der Rechtsvergleichung – beide deuten in andere Richtungen als das österreichische Recht.
Die Offenheit, Probleme auch aus der Perspektive der Ökonomie zu betrachten, und der Blick in andere Länder sind Doralt bei fast allen seinen Forschungsfragen wichtig. „Das ist eine wesentliche Voraussetzung für Zukunftsorientierung“, so der Rechtswissenschaftler, „Probleme stellen sich in der Realität immer öfter in einem internationalen Kontext – darauf müssen wir die nächsten Generationen noch mehr und noch besser vorbereiten.“
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Der Seraphine-Puchleitner-Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Sein Name erinnert an die erste ordentliche Hörerin an der Uni Graz, die 1898 immatrikulierte und 1902 hier als erste Frau zur Doktorin der Philosophie promovierte.
Die Jury bestand diesmal aus den Vizerektor:innen Catherine Walter-Laager und Joachim Reidl, Lisa Scheer vom Zentrum für Lehrkompetenz, Viktoria Kern und Martin Klösch als studentische Fakultätsvertretungen der SOWI-Fakultät sowie dem Chemiker Leonhard Grill, Seraphine-Puchleitner-Hauptpreisträger 2021. Walter Doralt, Ursula Renz und Peter Banzer wurden von der Jury aus 32 Nominierten zur Prämierung ausgewählt.