Universitäten, Vereinssportstätten und Gasthäuser wollen drei Viertel der ÖsterreicherInnen so schnell wie möglich aufsperren. Auslandstourismus und Nachtgastronomie hingegen sehen zwei Drittel lieber geschlossen. Das ist ein Ergebnis der Studie „Values in Crisis“, für die ein Forschungsteam der Universitäten Graz, Linz, Salzburg und Wien in der ersten Aprilhälfte 2021 gut 2000 Personen zwischen 15 und 75 online befragte. 84 Prozent befürworteten darin das Offenhalten von körpernahen Dienstleistungen, jeweils 82 Prozent das von Kindergärten und Schulen beziehungsweise Geschäften.
„Ein Großteil der Bevölkerung teilt die Auffassung, dass die Öffnung bestimmter gesellschaftlicher Bereiche aus wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Gründen vertretbar ist, Sicherheitskonzepte vorausgesetzt“, fassen die AutorInnen Franz Höllinger und Anja Eder vom Institut für Soziologie der Universität Graz zusammen. Acht von zehn Befragten etwa befürworten den Präsenzbetrieb an Schulen, weil junge Menschen Sozialkontakte brauchen. Nur 60 Prozent argumentieren dafür mit einer potenziell geringeren Gefahr des Virus für Kinder.
Persönliche Freiheit
„Besonders auffällig ist der Wunsch der ÖsterreicherInnen nach einer Rückkehr in ein selbstbestimmtes Privatleben“, schildert der Soziologe. Rund die Hälfte spricht sich gegen jede Regulierung in diesem Bereich aus. So sind für 50 Prozent der Befragten Masken und Abstand oder vorherige Corona-Tests im Familien- und Freundeskreis tabu. „Vorsichtiger ist eine knappe Mehrheit, wenn ältere Personen an solchen Zusammenkünften teilnehmen“, ergänzt Höllinger. Besonders selten achten FPÖ-WählerInnen im privaten Bereich auf Schutzmaßnahmen. Sie sprechen sich auch mit Abstand am häufigsten für Öffnungen aus. In geringerem Ausmaß trifft das ebenfalls auf NEOS-SympathisantInnen und NichtwählerInnen zu. AnhängerInnen der Regierungsparteien wiederum äußern seltener den Wunsch nach Öffnungen und achten häufiger als andere auf Abstand, Maske und Tests.
Menschen mit einem Naheverhältnis zur Esoterik nehmen im Durchschnitt weniger Rücksicht auf andere, kirchlich-religiöse Personen zeigen sich hingegen tendenziell eher pflichtbewusst.
Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick