2015 wird in den AHS die schriftliche Zentralmatura verpflichtend eingeführt, ein Jahr später in den BHS. Bernd Thaller vom Institut für Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen der Uni Graz ist wissenschaftlicher Berater in der Arbeitsgruppe, die die zukünftigen Prüfungsbeispiele und den Kompetenzkatalog für seinen Gegenstand entwickelt. Auch die mündliche Matura folgt den neuen Bildungsstandards, die Kompetenzorientierung in den Vordergrund stellen. Die Grazer Theologin Monika Prettenthaler hat in einer interkonfessionellen Arbeitsgruppe Kompetenzen für das Fach Religion definiert.
Mathematik
Für die Mathematik bedeutet Kompetenzorientierung eine Abkehr von reinen Rechenaufgaben hin zu komplexen Fragestellungen. „Computer können viel schneller rechnen als wir, deshalb konzentrieren wir uns heute auf Handlungsfelder, in denen Menschen besser sind als Computer“, erklärt Ao.Univ.-Prof. Dr. Bernd Thaller. Diese wurden in vier Kompetenzbereiche zusammengefasst: Darstellen und Modellbilden – das Übersetzen von Problemstellungen in die mathematische Sprache; Rechnen und Operieren; Interpretieren – zum Beispiel einer Statistik; Argumentieren der Wahl eines Zugangs; Begründen mathematischer Methoden.
Als wissenschaftlicher Berater in der Arbeitsgruppe des Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) begutachtet Thaller die von LehrerInnen erarbeiteten Aufgaben für die standardisierte Reifeprüfung. Die Beispiele sollen mehrere Kompetenzbereiche einbeziehen, sorgfältig formuliert und weder zu einfach noch zu schwierig sein. Außerdem müssen sie anwendungsbezogen in einen sinnvollen Alltagskontext eingebettet werden. Da es in den BHS je nach Zweig verschiedene Fragen gibt, sind für jeden Termin rund 60 Matura-Beispiele auszuarbeiten.
Religion
Für die mündliche Matura gibt es gemeinsame – von der jeweiligen FachlehrerInnen-Konferenz festgelegte – Themenbereiche. Darüber hinaus gilt für alle Fächer die Kompetenzorientierung. Für den Religionsunterricht aller Konfessionen hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur die Entwicklung eines gemeinsamen Leitfadens zur neuen standardisierten Reifeprüfung in Auftrag gegeben. Mitglied dieser interreligiösen Arbeitsgruppe war Dr. Monika Prettenthaler vom Institut für Katechetik und Religionspädagogik der Uni Graz. „Im Leitfaden wurden Kompetenzen definiert, die junge Menschen aller Konfessionen in Religionsunterricht erwerben“, erklärt die Theologin.
Dazu zählen unter anderem das Wahrnehmen religiös bedeutsamer Phänomene, das (Er-)Kennen und Verstehen von Sprach-, Kommunikations- und Gestaltungsformen, die für das religiöse Selbst- und Weltverständnis charakteristisch sind, sowie die Fähigkeit, in (inter-)kulturellen und ethischen Herausforderungen Handlungsoptionen zu entwickeln. „SchülerInnen müssen zuerst einmal Wissen wiedergeben können. Des Weiteren sollen sie fähig sein, Inhalte auf verschiedene Situationen anzuwenden und Vergleiche zu ziehen – zum Beispiel zwischen den ethischen Prinzipien von Christentum und Islam. Und schließlich wird erwartet, dass sie reflektieren, eine Problemstellung aus ihrer persönlichen Perspektive analysieren, beurteilen und ihre Beurteilung auch begründen können“, fasst Prettenthaler zusammen.
Die Arbeiten zur neuen Reifeprüfung sind eingebettet in den Forschungsschwerpunkt Lernen – Bildung – Wissen der Karl-Franzens-Universität Graz.
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