Für Cornelia Zwischenberger war es schon am Ende ihres Dolmetschstudiums klar: Eines Tages würde sie ins WALL-Gebäude zurückkehren. Das ist sie auch – zunächst als externe Lektorin und Gastprofessorin und mit März 2018 als Universitätsprofessorin für Translationswissenschaft. Früh entschlossen hatte sie sich für diesen Beruf auch. Bei einem Besuch der UNO-Räumlichkeiten in Wien stand für die damals 13-Jährige fest: „Ich werde Dolmetscherin!“ Durchgezogen hat die gebürtige Kärntnerin diesen Wunsch zielstrebig.
Nach dem Studium in Graz mit der Sprachenkombination Deutsch, Italienisch und Englisch und der Promotion an der Universität Wien war sie immer wieder als Gastvortragende im Ausland im Einsatz. Sie hielt Vorträge unter anderem in Großbritannien, Israel und Russland und publizierte in renommierten Fachzeitschriften. Denn neben der schon früh ausgeprägten Liebe zu Sprachen entdeckte sie während des Studiums die Anziehungskraft der Wissenschaft für sich. In ihrer Forschung konzentriert sich Cornelia Zwischenberger unter anderem auf die Qualität des Dolmetschens, auf Translationsethik – dabei nehmen die Konsequenzen translatorischen Handels mehr Raum ein als die Idealvorstellung davon – sowie auf neue Formen der Translation. „Fansubbing ist beispielsweise ein Kontext, in dem auch nicht dafür ausgebildete Personen die Rolle eines/einer TranslatorIn einnehmen“, erklärt Zwischenberger das Phänomen fremdsprachiger Filme oder Serien, die von Fans eigenständig mit Untertiteln versehen und weitergegeben werden. Dass das Konzept der Translation heute neu und breiter gedacht werden muss, davon ist Cornelia Zwischenberger überzeugt.
Einen Perspektivenwechsel hat die Absolventin der Universität Graz selbst durch ihren Wechsel von der Studierenden zur Forscherin und Lehrenden erlebt. Mit den verschiedenen Rollen, die eine/ein KonferenzdolmetscherIn in seinem/ihrem Beruf zu spielen hat, setzt sie sich aus theoretischer Perspektive auseinander: „Hier gibt es ganz unterschiedliche Erwartungen, beispielweise von den ZuhörerInnen, von den Kabinen-KollegInnen oder vom Fachpublikum.“ Wie diese verschiedenen Rollenverständnisse das translatorische Handeln prägen, ist eine weitere Frage, die Cornelia Zwischenberger untersucht. Und auch die Hochschullehre liegt ihr sehr am Herzen: „Mir ist es wichtig, den Studierenden nicht nur das Fachwissen näher zu bringen, sondern bei ihnen das Interesse für Sprachen und Translation zu wecken und sie in ihrer Entwicklung sowie Persönlichkeitsentfaltung zu begleiten.“