Wenn in wenigen Tagen die Ski-WM in Saalbach beginnt, wollen Asse wie Vincent Kriechmayr und Mikaela Shiffrin um die Medaillen mitfahren. Vorausgesetzt sie sind nach ihren Stürzen wieder fit genug. „Im Skirennsport wird’s eng, weil uns aufgrund der zahlreichen Verletzungen die Athlet:innen ausgehen“, zeichnet Hofmann ein düsteres Bild. Das wird auch durch die Arbeit eines seiner Studierenden. bestätigt. Knapp 200 Top-Skirennläufer:innen aus sieben Ländern darunter Österreich, Schweiz, Italien und Frankreich nahm Jonas Miedl-Rissner in der Saison 2023/24 unter die Lupe. „Da die Ski-Verbände kaum Daten veröffentlichen, hat sich der Student die FIS-Rennergebnisse und die Social-Media-Auftritte der Athlet:innen angesehen“, schildert Peter Hofmann. Das Ergebnis: Acht von zehn Sportler:innen haben über zumindest eine Verletzung berichtet. Im Durchschnitt waren es zwei pro Kopf. Frauen sind zudem häufiger betroffen. Im schlimmsten Fall verzeichnete ein Ski-Star sogar sieben Verletzungen.
Die größte Schwachstelle ist das Knie, das bei jedem zweiten Unfall betroffen ist. Hofmann warnt daher eindringlich vor dem diskutierten Einsatz von Carbon-Schützern fürs Schienbein. Diese würden die Verletzungsgefahr für das Gelenk nur noch verschlimmern und auch der Einsatz von Airbags hilft hier nicht.
„Bei einem Schwung wirken auf den Außenfuß eines Hobby-Skifahrers mit einem Gewicht von ca. 72 Kilogramm etwa 80 Kilogramm, bei einem Rennläufer sind es bis zu 250 Kilogramm“, veranschaulicht der Wissenschaftler. Um das auszuhalten, sind Sportler:innen aber kräftig genug trainiert. Die Herausforderung seien vielmehr ein zu rasantes Tempo auf vereisten Pisten und die extreme Ausrüstung, wie eine hohe Bindungsplatte, breite Ski und maximale Kantenschärfe. Müssen dann noch Unregelmäßigkeiten auf der Piste ausgeglichen werden, sind blitzschnell Kräfte von etwa 3000 Kilogramm pro Sekunde zu bewältigen. Für Hofmann alarmierende Zustände: „Leistungssport wird zum Feldexperiment.“
Mit Regeln lasse sich die Situation verbessern, verweist Hofmann auf das Beispiel der Formel 1. „Hier wurde die Zylinderanzahl der Motoren reduziert und viel in Sicherheit investiert.“ Es müsse sich daher auch im Alpinrennsport dringend etwas ändern. Denn, so der Wissenschaftler, es bestünde sonst gar die Möglichkeit, dass trotz der nach wie vor hohen Attraktivität das Publikum aufgrund zu vieler Ausfälle das Interesse am Wettkampf verliere.