Die UEFA (Union of European Football Associations) hat für die EURO 2024 eine Menschenrechtserklärung formuliert. Sie schreiben, dass sportliche Großereignisse die Macht haben, den sozialen Zusammenhalt zu stärken, Diskriminierung zu bekämpfen und Gleichheit für alle zu fördern.
Friedensforscher Maximilian Lakitsch stimmt dieser Aussage grundsätzlich zu. „Sportliche Großereignisse können sowohl vereinigende als auch trennende Dynamiken aktivieren und antreiben. Dennoch steht wahrscheinlich der versöhnliche Aspekt im Vordergrund. Schließlich ist der Kontext ein unpolitischer und ganz klar ein spielerischer, womit der Faktor Begegnung einen unverfänglichen und fast freundschaftlichen Aspekt bekommt.“
Die Realität ist aber komplex, denn „gleichzeitig werden in diesen Kontext gewisse Identitäten aktiviert, die mit den auftretenden Mannschaften in Verbindung stehen. Mit anderen Worten, wenn Österreich gegen Deutschland spielt, dann hat für die Fans die Identität der Österreicher eine dominierende Rolle. Das aktiviert Vorurteile, was durchaus starke Emotionen auslösen kann.“
Dass im Zuge dieser Emotionen der Zusammenhalt in den Hintergrund gerät, zeigte sich zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft 2018. „Der kroatische Nationalspieler Luka Modrić stimmte nach Erreichen des zweiten Platzes immer wieder nationalistische und problematische Lieder an. Je stärker die Vorurteile über sich und andere Gruppen, umso intensiver die Konsequenzen.“, fasst Lakitsch zusammen.