„Die Kompositionen werden nach wie vor oft als minderwertige Begleitmusik abgetan“, bestätigt Ingeborg Zechner vom Institut für Kunst- und Musikwissenschaft an der Uni Graz. „Dabei brauchen Komponist:innen ein Gespür für die Dramaturgie, hohe Sensibilität für den Filmschnitt und melodisches Einfühlungsvermögen sowie Wissen um Orchestration“, will die Forscherin mit Vorurteilen gegenüber Soundtracks aufräumen.
Auch Musiker:innen wird viel abverlangt, weiß Zechner: „Sie müssen vom Blatt spielen können und ein gutes Gefühl für Timing haben.“ Und dennoch wird diese musikalische Kunstform nach wie vor unterschätzt. Zechner erinnert, dass etwa die in Wien ansässige und global tätige Synchron Stage keine Kulturförderung erhält, aber zum Beispiel den Soundtrack zur mit einem Golden Globe ausgezeichneten Netflix-Serie „The Crown“ oder dem Blockbuster „Dune“ eingespielt hat.
John Williams, Komponist von „Der weiße Hai“, „E.T.“ oder „Harry Potter“ beging erst im Januar 2020 sein Debüt im ehrwürdigen Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit den Wiener Philharmonikern, während der Oscar-Preisträger mit Konzerten seit vielen Jahren weltweit die großen Hallen füllt. Ebenso wie Hans Zimmer, Schöpfer von Melodien zu „König der Löwen“ und „Gladiator“.
Soundtrack ist nicht gleich Konzertmusik, mahnt Ingeborg Zechner ein. Denn die Stücke müssen für die Aufführung im Konzertsaal adaptiert werden. Diese und weitere Aspekte in historischen wie gegenwärtigen Kontexten sind Themen bei der internationalen Konferenz „Film Music Between the Movies and the Concert Hall”, die knapp 100 Wissenschaftler:innen vor Ort an der Universität Graz sowie online zusammenbringt.
Film Music Between the Movies and the Concert Hall
23. und 24. November 2023
https://filmmusic.uni-graz.at