Das Geburtstagsritual ist aus der Elementarpädagogik nicht wegzudenken. „Es stellt eine für alle sichtbare Markierung, einen Stopp im Jahresablauf dar. Dadurch gibt es Struktur und Orientierung“, beschreibt Catherine Walter-Laager eine seiner Funktionen. „Wesentlich ist auch, dass es für alle das gleiche ist. Jedes Kind wird auf dieselbe Art und Weise gewürdigt und weiß, was es erwartet. Das gibt Sicherheit“, ergänzt die Forscherin.
Alle Rituale haben etwas gemeinsam: Sie wiederholen sich immer wieder und laufen jedesmal gleich ab. Egal, ob täglich, wie der Morgenkreis im Kindergarten, oder einmal im Jahr, wie das Laternenfest im November. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Fixe, spielerische Abläufe können auch für Eltern eine große Hilfe im Alltag sein, im Sinne von Vereinbarungen, sagt Walter-Laager und bringt ein Abendritual als Beispiel: „Ich lese dir eine Gute-Nacht-Geschichte vor, und dann wird das Licht abgedreht. So muss nicht jedes Mal neu über das Schlafengehen verhandelt werden.“
Wird das nicht langweilig? Nicht solange noch eine grundsätzliche Offenheit bleibt. „Alles zu ritualisieren würde bedeuten, sich die Möglichkeit zu verbauen, Neues zu lernen, Vielfalt zu erleben und kreative Strategien zu entwickeln“, betont die Elementarpädagogin. Nicht immer und überall seien fixe Abläufe angebracht. „Bei Konflikten etwa ist es wichtig, ins Gespräch zu gehen, um einander zu verstehen und eine passende Lösung zu suchen, je nach Situation“, erklärt Walter-Laager. Bloßes rituelles sich Entschuldigen und die Hand Geben, um den Konflikt zu beenden, wären hier verkehrt.