Um ihre Macht zu zementieren, fördern Herrschende – Personen oder Institutionen – gerne die Bildung von Mythen. Dafür lassen sich auch im Raum Steiermark und Innerösterreich zahlreiche historische Beispiele finden. Einige davon präsentiert die Publikation „Mythos.Macht.Geschichte“, die am 24. Oktober 2019 vorgestellt wurde. Das Buch versammelt die Beiträge einer Ringvorlesung, die aus einer Kooperation der Universität Graz mit der Historischen Landeskommission für Steiermark (HLK) hervorgegangen ist.
Einmal sind es steirische Sagen von Teufel und Hexen, die religiöse Macht mythisieren. Ein anderes Mal ist es der Dichter Ulrich von Liechtenstein, der in seinem Roman „Frauendienst“ den Schlachtentod des letzten Babenbergers mit einem Mythos umgibt – um nur zwei Beispiele zu nennen. Aus Sicht verschiedener Disziplinen – von der Geschichts- und Sozialwissenschaft über die Rechtsgeschichte und Religionswissenschaft bis zur Archäologie und Germanistischen Mittelalterforschung – zeigen die AutorInnen, wie sich Mythen durch verschiedene Formen der Machtausübung ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben haben.
„Im Spiegel der steirisch-innerösterreichischen Geschichte wirken Mythos, Macht und Geschichte in der Tat wie Grundkonstituenten von Herrschaft. Häufig sind es ‚gemachte‘ Mythen, welche – meist vom sprichwörtlichen, dann aber rasch überlagerten Körnchen Wahrheit ausgehend – Teil kollektiver Erinnerungen oder gar der offiziellen Historiographie geworden sind“, fasst Wernfried Hofmeister, Herausgeber der Publikation, zusammen.
Kooperation stärkt forschungsgeleitete Lehre
Hofmeister ist Experte für germanistische Mittelalterforschung an der Universität Graz, seit Anfang 2019 Leiter der Historischen Landeskommission für Steiermark und Initiator der Lehrkooperation zwischen den beiden Institutionen. Nach der ersten Ringvorlesung im Sommersemester 2018 soll die Zusammenarbeit weitergeführt werden, verbrieft durch einen am 24. Oktober 2019 unterzeichneten Vertrag. „Die Kooperation zwischen der Universität Graz und der HLK bündelt Kompetenzen und erweitert das Angebot an fächerübergreifender, forschungsgeleiteter Lehre, speziell für Masterstudierende und DoktorandInnen“, unterstreicht Martin Polaschek, Rektor der Universität Graz.
Die nächste Ringvorlesung startet im März 2020. Ihr Thema: „Fälschung! Eine fächerübergreifende Spurensuche in der steirisch-innerösterreichischen Landesgeschichte“.
Publikation
Wernfried Hofmeister (Hrsg.): Mythos.Macht.Geschichte. Historische Konstruktionen des Erinnerungsraumes Steiermark und Innerösterreich, Band 1 der Reihe „Memoranda Styriaca“, hrsg. von der HLK
unipress 2019