Zum ersten Mal einen Hörsaal betreten und die UNIGRAZcard in den Händen oder am Smartphone halten – Studienanfänger:innen erleben dieser Tage, was zig-Tausende andere zuvor schon erfahren haben. Es sind fixe Handlungen, die Jahr für Jahr wiederkehren und fest im universitären Zyklus verankert sind.
Ganz besondere Rituale finden sich bei den akademischen Festakten, wie Promotionen, Verleihungen von Preisen und Ehrendoktoraten, Ernennung von Ehrensenator:innen oder -bürger:innen, Inauguration von Rektor:innen etc.
Jahrhundertealte Überlieferung
Gerhard Mandl hat viele davon an der Universität Graz mitgestaltet, gewissermaßen als „Zeremonienmeister“. Als Jurist kennt er die genauen Abläufe und weiß, wo und wie diese geregelt sind. Das Universitätsgesetz sagt dazu recht wenig. „Den Universitäten wird großer Spielraum eingeräumt“, schildert Mandl. An der Uni Graz legt die Satzung die Kategorien der unterschiedlichen Festakte fest.
Die Gestaltung selbst folgt einer an Promotionen angelehnten, oft jahrhundertealten Überlieferung, die durch Funktionsträger:innen weitergegeben wird. „Früher waren es einzelne Professor:innen, die die Traditionen hochgehalten haben. Heute tragen es die Mitarbeiter:innen der Administration“, berichtet der Rechtsexperte.
Von Begrüßung bis Buffet
Urkunden spielen bei solchen Anlässen stets eine zentrale Rolle, dokumentieren sie doch die durchgeführte Handlung für die Nachwelt. Symbolisch und einst auch rechtlich aufgeladene Insignien wie Zepter und Rektorskette sowie Talare, so Gerhard Mandl, unterstreichen das Besondere, das sich vom gewohnten Uni-Betrieb abhebt.
Unverrückbar scheint die Abfolge der Ansprachen. Begrüßung, Grußbotschaften, Laudatio und Dankesworte der:des Geehrten bilden den Rahmen, ebenso die musikalische Begleitung ganz nach persönlichem Geschmack der Jubilar:innen. Den Abschluss bildet der Eintrag ins Ehrenbuch, die Einladung zum Buffet und – „selbst das ist mittlerweile Teil des Zeremoniells“, schmunzelt Mandl – das obligate Gruppenfoto.
Auch in schwierigen Zeiten haben Festakte und deren Rituale einen zusätzlichen Wert. „Weil sie Kontinuität und Stabilität vermitteln“, erinnert Gerhard Mandl an die Covid-Pandemie, in der trotz oft komplizierter Vorkehrungen Feiern an der Uni Graz durchgeführt wurden.