„Die Covid-Impfstoffe sind aus universitärer Forschung heraus entstanden“, erinnert Weber an das erfolgreiche Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft. Eigentlich handelt es sich um ein Wechselspiel. Denn das eine bedingt das andere. Weber spricht über die Effekte der Rückkoppelung: „Unternehmerisches Denken wirft neue Fragestellungen auf, ergibt andere Finanzierungsmöglichkeiten. Das zieht hervorragende Wissenschaftler:innen und neugierige Studierende an, die in Firmen, die sich in einer solch innovativen Umgebung ansiedeln, wiederum interessante Arbeitsplätze vorfinden. All das macht die Universität attraktiver und stärkt den gesamten Standort.“
Außerdem bestätige sich, dass top-gerankte Universitäten auch in der Verwertung ihrer Forschung die Nase vorn haben. Voraussetzung ist eine kritische Masse an Gründungen, die sich und ihr Umfeld gegenseitig befeuern.
Schritt ins Unternehmertum
Die Basis schaffen Ressourcen und Rahmenbedingungen, die den Schritt ins Unternehmertum erleichtern. Daher hat die Universität Graz 2021 das „unicorn“ eröffnet. „Wir verstehen uns als Dienstleister, der Wissenschaftler:innen unterstützt“, sagt Bernhard Weber. Im Mittelpunkt des umfangreichen Angebots stehen Know-how-Transfer und Bündelung von Förderprogrammen. Der Community-Arbeit mit Fokus auf Start-ups und Spin-offs werde besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Weber: „Der Austausch findet natürlich universitätsübergreifend statt, denn Innovation hört nicht am Campus auf.“
Zugleich sei der architektonisch markante Gebäudekomplex zwischen Schubertstraße und Leechgasse ein sichtbares Symbol für den Spirit, der weit über die Campusgrenzen wirken soll. „Wir machen zudem sichtbar, dass Wissenschaft und Wirtschaft gut miteinander kooperieren.“
Aktive Rolle der Uni Graz
Gerade eine Allgemein-Universität verfüge über großes Potenzial, das beweise die überaus aktive Rolle der Uni Graz im Spin-off-Sektor. „Weil neben der Themenvielfalt die fachliche Diversität in den Teams und damit die Herangehensweise bereichert“, bekräftigt der unicorn-Geschäftsführer. Extrem vielversprechend laufe aktuell das Projekt „Pure Surf“. Die Chemiker:innen Katalin Barta Weissert und Markus Hochegger entwickeln eine klimafreundliche Alternative zu erdölbasierten Tensiden, die bekanntlich im Waschmittel, im Haarshampoo, in Salben und in Impfstoffen enthalten sind. Ersetzen soll es Lignin, ein Abfallprodukt der Papierindustrie. Mit Hilfe des unicorn wird die Technologie für eine industrielle Anwendung vorbereitet.
Das Beispiel belege außerdem, dass sich Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung keineswegs ausschließen. Letztendlich gehe es immer darum, analog zum Motto der Uni Graz „we work für tomorrow“ gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen.