Nach den Diskussionen der letzten Monate scheint klar: Das österreichische Bankgeheimnis in seiner bisherigen Ausprägung wird fallen. Der Druck aus Brüssel zeigte letztendlich Wirkung: Vier Monate nachdem Jean-Claude Juncker die Lockerung des Bankgeheimnisses in Luxemburg verkündete, zog auch Österreich nach. In Zukunft sollen Namen, Anschrift und Kontobewegungen ausländischer Anleger automatisch an die betreffenden Länderbehörden weitergegeben werden. Die EU-Staats- und Regierungschefs legten im Mai einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung vor. Bis Ende des Jahres soll die novellierte Europäische Zinssteuerrichtlinie unter Dach und Fach sein. Damit scheint das Ende des Bankgeheimnisses in Österreich für Steuerausländer besiegelt. Auch auf übereuropäischer Ebene zeichnen sich konkrete Maßnahmen ab: Die G20-Länder stellten sich Anfang September hinter einen Aktionsplan, mit dem Steuerschlupflöcher für multinationale Konzerne gestopft werden sollen.
Unklar ist bislang, welche Daten weitergegeben werden sollen. Können ÖsterreicherInnen tatsächlich von der Aufweichung des Bankgeheimnisses ausgenommen werden, so wie von den Regierungsparteien postuliert? Welche Rolle spielt die Einrichtung einer Europäischen Bankenaufsicht, die ab Sommer 2014 rund 6.000 europäische Banken kontrollieren soll? Finden die Daten österreichischer AnlegerInnen über diesen Umweg vielleicht doch den Weg zum Fiskus, wie vielfach befürchtet? Wie vertragen sich die internationalen Pläne zur Bekämpfung von Steuerflucht mit den europäischen Maßnahmen?
Der Finance Club Graz veranstaltet zu diesem hochbrisanten Thema am 24.10.2013, 19:00 Uhr, eine Podiumsdiskussion: Steuerexpertin Univ.-Prof. Dr. Tina Ehrke-Rabel (Leiterin Institut für Finanzrecht an der Karl-Franzens-Universität Graz), em. o. Univ.-Prof. Dr. Werner Doralt (ehemals Vorstand des Instituts für Finanzrecht an der Universität Wien) und Christian Jauk, MBA (Vorstandsvorsitzender der GRAWE Bankengruppe) werden mit dem Publikum die Pros und Contras des österreichischen Bankgeheimnisses und die Formen und Konsequenzen einer Lockerung bzw. Abschaffung diskutieren. In einem einleitenden Impulsvortrag wird Prof. Ehrke-Rabel die Eckpunkte des Bankgeheimnisses und die aktuellen Entwicklungen zum Thema darlegen. Im Anschluss daran erwarten wir eine lebendige, von konträren Statements bereicherte Diskussion. Abschließend erhält das Publikum ausreichend Gelegenheit, Fragen an das Podium zu richten.
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 24.10.2013, um 19:00 Uhr an der Uni Graz im Hörsaal 15.03 (ReSoWi, Universitätsstraße 15, Bauteil C, 1. Stock) statt.
Am Buffet klingt der Abend in entspannter Atmosphäre aus.
Anmeldung unter: www.financeclubgraz.at/nc/event/n/bankgeheimnis-und-informationsaustausch/