Mit der „Schuld“ liegt ein Basisbegriff vor, der in vielen Wissenschaftszweigen von elementarer Bedeutung ist: Augenscheinlich ist die grundlegende Funktion von Schuld in der Rechtswissenschaft, wo sie einerseits im Strafrecht – Stichwort Tatschuldstrafrecht – und andererseits im Zivilrecht – Stichwort Schuldrecht – das Fundament für die Rechtsmaterie bildet. Auch wenn in der Psychologie der Realgehalt von Schuld strittig ist, ist sie in diversen natur-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen Gegenstand zentraler Diskurse. In der Philosophie befasst sich vor allem die Ethik mit der wie auch immer definierten Schuld; die antiken Tragödien drehen sich um verschuldetes wie unverschuldetes Unheil; in der Geschichtswissenschaft ist unter anderem die Frage nach der Kriegsschuld ein seit jeher heftig diskutiertes Thema, während die Zeitgeschichte einen Fokus auf die Frage nach der Kollektivschuld legt; in der Wissenschaftsgeschichte wird unter anderem über die mit wissenschaftlichen Entdeckungen einhergehende Schuld debattiert – erwähnt seien hier die Programme zum Bau von Atombomben und Interkontinentalraketen. Soziologie und Kulturwissenschaften befassen sich mit in den heutigen pluralistischen Gesellschaften medial und diskursiv präsenten Formen von Schuld; in der Medizin und den Naturwissenschaften wird die Quantifizierung und Messbarkeit von Schuld erforscht und über ihren eventuellen evolutionären Vorteil diskutiert; und in der Theologie ist die persönliche Schuld Maßstab für die Beurteilung des Menschen am dies irae. Alle diese Wissensfelder werden im gegenständlichen Kongressprojekt mit einander in Beziehung gesetzt, sodass eine fruchtbare interdisziplinäre Erschließung der Thematik möglich wird.
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07.11.2019 - 09.11.2019
14:00 - 12:00
Universitätsmuseen der Uni Graz
[0001010111] Sitzungszimmer 01.18, Universitätsplatz 3, 1.Obergeschoß
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