17.00 – 18.15 Uhr
HERZSTÜCKE (1)
Melinda Nadj Abonji liest aus "Tauben fliegen auf" (2010), Einleitung und Gespräch: Katja Gasser
‚Wie wenig es doch braucht, und man ist ganz verloren in der Welt’, heißt es einmal in Melinda Nadj Abonjis Roman Tauben fliegen auf. Die Einsicht, dass sich der Mensch auf brüchigem Boden bewegt, dass davon niemand ausgenommen ist, dass alles Errungene auch rückgängig gemacht werden, zerbrechen kann – im Großen wie im Kleinen - , prägt wesentlich ihr feingliedriges Werk. Ihre präzise gearbeitete, sprachkritische wie sprachgläubige Prosa gräbt sich durch die Phrasen unserer Zeit, durch die Annahmen, auf denen unsere Gesellschaften beruhen und eröffnet damit alternative Denkräume. Im Zentrum ihrer literarischen Arbeiten steht die Frage, wie eine Gesellschaft beschaffen sein müsste, die den Menschen in seiner Menschlichkeit stärkt. Keinen Zweifel lässt Melinda Nadj Abonjis Literatur daran, dass sie, die Literatur, die Sprache, auf der Seite der Schwächsten steht, auf der Seite jener, die nicht standhalten und zerbrechen an den Verhältnissen, in die sie ungefragt geworfen wurden. Im Kern ihrer Texte leuchtet die Würde des Menschen gegen alle Widrigkeiten. (Katja Gasser)
18.30 – 19.45 Uhr
HERZSTÜCKE (2)
Heinrich Steinfest liest aus "Die Büglerin" (2018), Einleitung und Gespräch: Denis Scheck
„Wir leben in einer Erbengesellschaft, wir vererben aber nicht nur das Glück, wir vererben auch das Unglück“, schreibt der in Australien geborene Österreicher Heinrich Steinfest in seinem jüngsten Roman "Die Büglerin". Die Romane von Heinrich Steinfest wirken auf mich wie LSD-Trips: er schreibt über Auftragskillerinnen, die ein behindertes Kind haben und vor dem nächsten Hit einen Babysitter brauchen, oder über Künstlergruppen, die minimalinvasive Eingriffe in die Wirklichkeit unternimmt und etwa die Büromöbel aus der SPD-Parteizentrale mit den Büromöbeln aus der CDU-Parteizentrale austauscht, ohne daß das jemand auffällt – so wie auch niemand den Tausch von Jesusfiguren am Kreuz aus protestantischen Kirchen gegen Jesusfiguren aus katholischen Kirchen bemerkt hat. Es geht das Gerücht, Heinrich Steinfest schreibe Krimis, ich finde, seine Bücher zählen zur aberwitzig intelligenteste und unterhaltsamste Literatur der Gegenwart. (Denis Scheck)
20.00 – 21.30 Uhr
LITERATUR UND MEDIEN
Gesprächsrunde mit: Katja Gasser, Michael Schmitt, Robert Weichinger und Fiston Mwanza Mujila (mit Gedichtvortrag)
Moderation: Daniela Strigl
Was machen die Medien aus der Literatur? Und die Literatur in den Medien? Welche Texte gewinnen den Bachmannpreis? Was bleibt von der Kritik? Sind Literaturnobelpreisträger Idioten? Stirbt, wer nicht performt? Wie findet gute Literatur ihr Publikum? Wer wertet wie? Rettet ein sympathischer Autor einen schlechten Text? Ist die Home-Story ein Fluch? Oder ein Segen? Verschwindet Lektüre im Netz? Was kann Literatur?
Im Rahmen des Aktionstages der österreichischen Häuser der Literatur: #WasKannLiteratur
Eintritt „Herzstücke“ pro Tag: 6.-€, ermäßigt 4.- €
Gesprächsrunden: Eintritt frei!
Eintritt: 3-Tagespass: 25.-€, ermäßigt 15.-€