Zwei Universitäten, eine Allianz: Mit dem Ziel Lehre und Forschung in den Naturwissenschaften am Wissenschaftsstandort Steiermark gemeinsam zu stärken, starteten Karl-Franzens-Universität und TU Graz 2004 die Initiative NAWI Graz. Zehn Jahre später kann sich die Erfolgsbilanz sehen lassen: Rund 4.600 Bachelor- und Masterstudierende nutzen das breite Studienangebot, dazu kommen 630 Doktorats-Studierende. Mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschaften rund 26 Millionen Euro aus Forschungsaufträgen. Der künftige Fokus steht im Zeichen von Forschung und Internationalisierung.
„Mit NAWI Graz zeigt der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Steiermark einmal mehr eindrucksvoll, dass man mit Kooperation gemeinsam mehr erreichen kann“, bekräftigten die beiden NAWI-Graz RektorInnen Christa Neuper (Uni Graz) und Harald Kainz (TU Graz) heute, 12. März 2014, im Rahmen eines Pressegesprächs unisono. An ihren Universitäten ist gelungen, was österreichweit nach wie vor kein Pendant findet: „NAWI Graz schafft heute ein breites Spektrum an gemeinsamer Lehre und Forschung in den Naturwissenschaften, darüber hinaus gibt es eine gemeinsame Berufungs- und Infrastrukturpolitik“, zeigten sich die RektorInnen stolz.
Gemeinsame Studien, gemeinsame Services
Gemeinsame Studien bildeten die Erfolgsbasis, seit Wintersemester 2013/2014 ist NAWI Graz „komplett“: Insgesamt bieten die beiden Grazer Universitäten 6 Bachelor- und 12 Masterstudien von Chemie über Molekularbiologie, Mathematik und Erdwissenschaften bis hin zur Physik im Verbund an. Insgesamt nutzen rund 4.600 Studierende das umfassende Angebot – die Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht und entspricht mittlerweile rund zehn Prozent der Studierenden beider Universitäten. Überhaupt ist Zusammenarbeit Erfolgsrezept am Standort: Zwei Drittel aller universitätsübergreifenden Studien in Österreich werden in Graz angeboten.
Für NAWI Graz-Studierende und -Lehrende bieten die Bibliotheken auch ein gemeinsames Service: In der digitalen NAWI Graz-Bibliothek stehen rund 18 Millionen Seiten aus mehr als 600 ausgewählten Journals zur Verfügung.
Wo es gemeinsame Studien gibt, gibt es ab sofort auch ein gemeinsames Service für Absolventinnen und Absolventen: Morgen, Donnerstag, 13. März 2014, startet die gemeinsame NAWI Graz-Alumni-Sektion mit Angeboten beider Universitäten voll durch.
Die ersten Berufungsverfahren im Rahmen von NAWI Graz wurden 2010 durchgeführt, weitere folgten. Bislang wurden vier Professuren in den Bereichen Mathematik und Chemie gemeinsam berufen. Zwei weitere Verfahren – Biowissenschaften sowie Chemie – werden aktuell durchgeführt. Berufungskommissionen werden mit Mitgliedern beider Universitäten beschickt. Zudem wurden bislang vier Fulbright-Professuren – diese führen arrivierte US-amerikanische WissenschafterInnen zum Forschen und Lehren nach Graz – gemeinsam bestellt. Die fünfte NAWI Graz Fulbright-Professur startet im Herbst 2014.
Gemeinsame Forschung, gemeinsame Geräte
In universitätsübergreifende Forschungszentren wurden insgesamt mehr als fünf Millionen Euro investiert. In mittlerweile vier Central Labs arbeitet man gemeinsam an zukunftsweisenden Forschungsthemen zu definierten Schwerpunktthemen:
- Water, Minerals and Rocks
- Environmental, Plant & Microbial Metabolomics
- Graz Cell Informatics & Analyses (Gracia)
- Biobased Products
Beginnend mit der Förderung von kleineren interuniversitären Forschungsprojekten als Keimzellen laufen aktuell insgesamt 450 gemeinsame Forschungsprojekte. Insbesondere seit 2010 hat sich NAWI Graz auf die Unterstützung großer interuniversitärer Verbundprojekte wie Spezialforschungsbereiche und Doktoratskollegs konzentriert. Diese fassen disziplinenübergreifend Forschungsgruppen beider Universitäten zusammen. Das Engagement schlägt sich in Form erfolgreicher Anträge für Drittmittel nieder: Die an der Kooperation NAWI Graz beteiligten Institute werben mittlerweile jährlich rund 26 Millionen Euro an Drittmitteln ein – das entspricht in etwa einer Verdoppelung in den letzten zehn Jahren der Kooperation.
Digitale Infrastruktur-Landkarte
Interdisziplinäre Verbundforschungsprojekte sollen künftig weiter im Vordergrund stehen und auch mit Infrastrukturprojekten gekoppelt werden. Insgesamt wurden in den letzten zehn Jahren über hundert dringend benötigte und gemeinsam genutzte Geräte mit einem Kaufvolumen von mehr als fünf Millionen Euro gemeinsam finanziert.
Wichtige Großgeräte sind in einer digitalen Infrastruktur-Landkarte abgebildet. Als Pilotprojekte wurden bereits eine Übersicht für die Bereiche „Hochauflösende Massenspektroskopie“ und „Kernspinresonanzspektroskopie (NMR)“ erstellt. Interessierte Einrichtungen können online recherchieren und Bedarf anmelden – ein optimaler Ausgangspunkt für neue Forschungskooperationen.
Gemeinsam an die internationale Spitze
Die erfolgreiche Kooperation am Standort bietet die ideale Basis für mehr Sichtbarkeit im internationalen Kontext. Wichtige Voraussetzung dafür ist die Internationalisierung in der Lehre zu stärken: Im Doktoratsbereich ist Englisch ohnehin nicht mehr wegzudenken. Auch in den Masterstudien werden Lehrveranstaltungen wie etwa in der Technischen Chemie oder in Chemical and Pharmaceutical Engineering bereits großteils auf Englisch angeboten, die Masterarbeiten werden ebenfalls schon überwiegend auf Englisch verfasst. Geplant ist, beide Masterstudien im Wintersemester 2014/2015 vollständig auf Englisch umzustellen.