Ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen ausreichenden Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. Als Teil des amerikanischen Medicine for All Institute (M4ALL) forscht die Grazer Research Center Pharmaceutical Engineering GmbH (RCPE) an kostengünstigen und effizienteren Synthesemethoden, um Therapien in Zukunft leistbarer zu machen. Das Team um Univ.-Prof. Dr. C. Oliver Kappe, Professor am Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz und wissenschaftlicher Leiter des Centers for Continuous Flow Synthesis & Processing (CC FLOW) gehört zur ausgewählten Gruppe von Kooperationspartnern, die sich an der Initiative beteiligen.
Im Sommer 2017 erhielt die Virginia Commonwealth University (VCU) in Richmond (USA) eine Förderung von 25 Millionen Euro von der Bill & Melinda Gates Foundation, um das Medicines for All Institute zu gründen. Das Institut erforscht kostengünstigere und effizientere Syntheseverfahren für medizinische Wirkstoffe gegen lebensbedrohliche Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose. B. Frank Gupton, Ph.D., Professor an der VCU und Leiter des M4ALL, entwickelte innovative Modelle, die die Herstellungskosten eines Wirkstoffs gegen HIV/AIDS senkten. Mit der Unterstützung durch die Stiftung kann die Arbeit nun nicht nur langfristig gesichert, sondern auch auf 13 Medikamente ausgeweitet werden.
Oliver Kappe forscht bereits seit zehn Jahren an der kontinuierlichen Synthese und Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe. Durch die Entwicklung innovativer Technologien und Prozesse können Medikamente flexibler und nachhaltig an den Orten hergestellt werden, wo sie gebraucht werden. Seit Juli 2017 leitet der Chemiker das CC FLOW-Konsortium des RCPE, eines unabhängigen Kompetenzzentrums im Eigentum der TU Graz (65 %), Karl-Franzens-Universität (20 %) und Joanneum Research (15 %).
„Wir sind stolz, Teil der Medicines-for-All-Initiative zu sein und unsere Expertise einzubringen. Kontinuierliche Verfahren können in vielen Fällen die Bedingungen zur Synthese von medizinischen Wirkstoffen vollkommen verändern“, unterstreicht Kappe. In den nächsten fünf Jahren werden Ph.D.-Studierende in Graz an neuen Prozessen für ein HIV/AIDS-Medikament forschen.
„Wir freuen, dass Prof. Kappe und sein Team gemeinsam mit uns an diesem Projekt arbeiten und wir unsere gemeinsame Vision zur Optimierung pharmazeutischer Verfahren durch Prozessintensivierung umsetzen können“, sagt Prof. Johannes Khinast, wissenschaftlicher Geschäftsführer des RCPE. „Die potenziellen Auswirkungen des Forschungsprojekts sind nicht auf die anfänglichen Therapien beschränkt. Das in Graz entwickelte Know-how lässt sich weltweit auf eine Vielzahl anderer Medikamente und Anwendungen transferieren.“
Mit der Einführung kontinuierlicher Prozesse, werden Durchlaufzeiten verkürzt, unnötige Produktionsschritte beseitigt und Prozesse gesamtheitlich optimiert. Durch diese Vorteile gegenüber der herkömmlichen Produktionsverfahren können Herstellungs- und dadurch Therapiekosten verringert werden.
Wednesday, 10 January 2018