Die Industriellenvereinigung Steiermark und die steirischen Universitäten luden am 30. Oktober zur Verleihung des Universitätsforschungspreises der Industrie 2012 in die Aula der Uni Graz. Aus 42 eingereichten Dissertationsprojekten aller fünf Universitäten wurde pro Uni je eine Arbeit mit 5.000 Euro prämiert. Für die Zweitplatzierten gab es Ehrenpreise, ebenso wie für Forschungsprojekte der Fachhochschulen. Als Siegerin der Karl-Franzens-Universität Graz wurde die Chemikerin Verena Resch gekürt. Platz 2 belegten ex aequo der Sportwissenschafter Stefan Rinnerhofer und der Chemiker Martin Kulterer. Wissenschaftslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder, IV-Vizpräsident Georg Knill und die RektorInnen Christa Neuper, Harald Kainz, Wilfried Eichlseder, Josef Smolle und Georg Schulz überreichten die Preise.
Mit insgesamt 25.000 Euro setzt die IV-Steiermark ein klares Zeichen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Forschungsexzellenz aller Hochschulen in der Steiermark. Im Namen aller RektorInnen bedankte sich Rektorin Christa Neuper als Hausherrin der Uni Graz für die Initiative des Universitätsforschungspreises der Industrie: „Die Auszeichnungen sind ein wichtiges Signal, sowohl die Forschungsarbeit als auch die Bedeutung für den Standort sichtbar zu machen.“ Die Leistungen der jungen ForscherInnen tragen dazu bei, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Universitäten zu erhalten.
1. Preis
Preisträgerin Verena Resch hat im Rahmen ihrer Dissertation das Berberin-Brücken-Enzym für den Einsatz in der Biokatalyse untersucht. Sie konnte zeigen, dass sich dieses Enzym, das aus der Pflanze Eschscholzia californica, dem Kalifornischen Goldmohn, stammt, hervorragend für die Herstellung von Alkaloiden, speziell Berbinen und Benzyl-Isochinolinen, eignet. Dabei handelt es sich um Naturstoffe, die für die pharmazeutische Industrie von großer Bedeutung sind. Das Spektrum ihrer biologischen Aktivitäten reicht von beruhigender und angstlösender Wirkung über antibakterielle und fungizide Eigenschaften bis zur Anregung des Haarwachstums. Auch gegen Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinspiegel, zur Krebsvorbeugung und bei der Behandlung von Alzheimer und Parkinson kommen sie zum Einsatz.
Bislang war die Herstellung dieser Stoffe mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Verena Resch verwendete einen neuen einfachen und kostengünstigen Weg: „Das Berberin-Brückenenzym katalysiert die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brückenbildung in Benzyl-Isochinolinen, die bislang nur in der Natur bekannt ist und mit klassischen chemischen Synthesemethoden nicht durchgeführt werden kann. Dazu braucht das Enzym ausschließlich ein Substrat und Sauerstoff“, so die Forscherin.
Verena Resch hat das Berberin-Brücken-Enzym für die Biokatalyse nutzbar gemacht. Sie erforschte die idealen Reaktionsbedingungen, wie den optimalen pH-Wert oder die optimale Temperatur, um ein effektives Arbeiten des Katalysators zu gewährleisten. „Dabei zeigte sich unter anderem, dass das Enzym eine Reihe von verschiedenen Substraten akzeptiert, auch solche, die nicht natürlich vorkommen“, berichtet die Chemikerin. „Dadurch wurde es möglich, viele neue Alkaloide herzustellen, die bisher nicht erzeugt werden konnten.“
Verena Resch, geboren 1984 in Wagna/Steiermark, studierte Biochemie und Molekularbiologie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Ihre Dissertation, die sie bei Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil am Institut für Chemie über die biokatalytische Untersuchung des Berberin-Brücken-Enzyms verfasste, schloss sie Ende 2011 mit Auszeichnung ab. Seit April 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Delft/Niederlande, finanziert durch ein Erwin-Schrödinger-Stipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
Für ihre Forschungen wurde Verena Resch bereits mehrfach ausgezeichnet: 2009 mit dem „Preis der Doktoratsschule Chemie für hervorragende Leistungen während der Dissertation“, vergeben vom Institut für Chemie der Karl-Franzens Universität Graz; 2010 mit dem „Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen“ im Rahmen der Frauenförderung der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens Universität Graz; 2011 mit dem „Josef Krainer Preis” für die beste Präsentation bei der NAWI Graz summer school 2011: „Open-shell systems“.
Darüber hinaus kann Verena Resch bereits auf Publikationen in internationalen Journalen – unter anderem im renommierten Fachjournal „Angewandte Chemie“ als „Very Important Paper“ – Posterpräsentationen und Vorträge verweisen.
2. Preise
Stefan Rinnerhofer untersuchte in seiner Dissertation den Zusammenhang zwischen körperlicher Leistungsfähigkeit und gemessenem Energieverbrauch bei unterschiedlichen berufstypischen Tätigkeiten und befasste sich mit der Entwicklung von Normwerten.
Martin Kulterer erforschte die Nanostrukturierung von Hohlfasermembranen zur Wasseraufbereitung unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe.
Die PreisträgerInnen (1. Platz) der anderen steirischen Universitäten
Anna Baghdasaryan (Med Uni Graz), Anita Leitgeb (TU Graz), Stefan Pogatscher (Montanuni Leoben) und Katharina Vogt (Kunstuni Graz)