Die ersten sind aufgrund der frühlingshaften Temperaturen schon unterwegs. Die marmorierte Baumwanze kam vor knapp 20 Jahren von Asien nach Europa und vermehrt sich seitdem überaus rege. Das Insekt saugt bevorzugt den Saft halbreifer Früchte sowie junger Triebe und gehört mittlerweile zu den großen Schädlingen in der Landwirtschaft. „Insbesondere der Anbau von Äpfeln und Birnen ist stark gefährdet“, warnt Manfred Hartbauer, Biologe an der Uni Graz, vor ökonomischen Problemen.
Denn das sechsbeinige Tierchen hat wenige natürliche Feinde und ist überaus robust. Es überwintert im Erwachsenstadium und beginnt – sobald es wärmer wird – sich sofort zu paaren.
Die Baumwanze hat aber auch Schwächen, die sich Manfred Hartbauer mit der umweltfreundlichen Bekämpfung zunutze machen will. Sie lässt sich durch Schall und Schwingungen stören und fällt reflexartig zu Boden. Hier setzt das Projekt an, an dem die TU Graz und mehrere Technologie-Unternehmen mitarbeiten und das die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit mehr als 600.000 Euro fördert.
Hartbauer beschreibt seine Idee: „Die Baumwanze erzeugt Art-spezifische Vibrationssignale. Diese erkennt ein Sensor mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und überträgt sie mit Angabe des Ortes an einen Bodenroboter. Die geländegängige Maschine fährt samt einer Drohne im Huckepack autonom an die gemeldete Stelle. Das Fluggerät steigt auf, erzeugt aus einer gewissen Höhe spezielle Schallsignale und Luftstöße. Die Pflanze beginnt zu schwingen, die Insekten fallen zu Boden und werden von einer Art Staubsauger aufgesammelt. Ein an die Wanzengröße angepasstes Sieb sorgt dafür, dass andere Insekten wie Ameisen nicht zu Schaden kommen.“
Was sich nach Science-Fiction anhört, soll in den nächsten Monaten im Detail ausgearbeitet werden. Mit an Bord sind unter anderem das Institut für Softwaretechnologie an der TU Graz (Prof. Steinbauer-Wagner), das Disaster Competence Network Austria (DCNA), Moncon, Greenhive GmbH, AIR6 Systems, Freidl Strategie Beratung und die Landwirtschaftskammer Steiermark.
Läuft das FFG-Projekt erfolgreich, wäre die Entwicklung eines Prototypen-Roboters der nächste Schritt, ist Manfred Hartbauer optimistisch.