Was für die Modewelt Zeitschriften wie Vogue oder Harper‘s Bazaar bedeuten, sind in der Forschungs-Community wissenschaftliche Fachzeitschriften mit einem hohen Impact-Faktor, der sich durch die Zitierhäufigkeit von Artikeln ergibt.
In der Finanzwissenschaft hat es kürzlich das „Journal of Behavioral and Experimental Finance“ in die Top-Liga geschafft. Mitherausgegeben von Stefan Palan von der Universität Graz liegt das Journal mit einem Impact-Faktor von 8,222 auf Platz 5 von 111 weltweit gereihten Wissenschaftspublikationen in diesem Fachbereich.
Wie wird man eigentlich Editor? Welche Herausforderungen sind zu stemmen? Und was bedeutet die Aufgabe für die eigene Forschung? Diesen Fragen stellt sich Finanzwissenschafter Stefan Palan.
Was bedeutet das erfolgreiche Ranking für Ihre Rolle als Editor?
Stefan Palan: Ein spürbar größeres Interesse von WissenschafterInnen, die Arbeit im Journal zu veröffentlichen. Im Vorjahr hatten wir insgesamt 435 Einreichungen, davon sind letztendlich 64 erschienen.
Wie erfolgt der Auswahlprozess?
Palan: Als Editor treffe ich Entscheidungen über jene Papers, die schlussendlich veröffentlicht werden. Natürlich unterliegen die Artikel einer zusätzlichen Qualitätsprüfung durch GutachterInnen, die auch durch die HerausgeberInnen ausgewählt werden. Editoren haben also eine gewichtige Rolle. Sie prägen mit, was als wissenschaftlicher Fortschritt publiziert wird.
Und beeinflussen EditorInnen nicht auch die thematische Gewichtung?
Palan: Die Ausrichtung eines Journals gibt schon einmal viel vor. Aktuelle Entwicklungen fließen natürlich mit ein. Corona, Kryptowährung und nachhaltige Finanzierung dominieren derzeit die wissenschaftliche Auseinandersetzung in meiner Zeitschrift. Darüber hinaus gibt es Spezialausgaben, die sich bestimmten Schwerpunktthemen widmen.
Darf ein Editor die eigene Forschungsarbeit in „seinem“ Journal publizieren?
Palan: Grundsätzlich ist das möglich. In diesem Fall werden die Qualitätskriterien noch einmal strenger angelegt. Außerdem wird der betroffene Editor technisch daran gehindert zu erfahren, welche GutachterInnen eingeladen werden.
Wie wird man überhaupt HerausgeberIn?
Palan: Ich wurde gefragt, ob ich diese Funktion 2018 übernehmen möchte. Im Regelfall ist man für maximal zehn Jahre mit dieser Aufgabe betraut.
Vor welcher Herausforderung stehen Sie?
Palan: Es wird schwieriger, GutachterInnen zu finden. Es handelt sich um eine Arbeit, die mit viel Aufwand verbunden ist, aber nicht entlohnt wird.