Von 9. bis 11. Mai 2023 heißt es auch an der Uni Graz Wahlzeit: Die Studierenden wählen ihre Vertretung in der österreichischen Hochschüler:innenschaft (ÖH). Warum tun das allerdings immer weniger? Katrin Praprotnik, Politikwissenschaftlerin an der Uni Graz, erklärt.
„Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss sind politisch interessierter und engagierter“, bestätigt die Leiterin des Austrian Democracy Lab an der Universität Graz. „Da ist es ein Paradoxon, dass die Beteiligung bei den ÖH-Wahlen kontinuierlich sinkt.“ Auch wenn die Wissenschaftlerin kein Patentrezept parat hat, müsste es der Hochschüler:innenschaft mehr gelingen, Aufgaben und Berechtigung besser zu vermitteln. „Während des Wahlkampfs ist es vermutlich dafür zu spät.“ Andere Stimmabgaben wie Briefwahl hätten wenig bewirkt, eventuell könnten – bei all ihren Gefahren – digitale Möglichkeiten den Urnengang befeuern.
Ganz generell weiß Praprotnik aufgrund zahlreicher Studien, dass vor allem Menschen unter 30 weniger hinter dem Idealbild Demokratie stehen. „Im Unterschied zur älteren Bevölkerung sehen Junge die Vorteile nicht. Freie Studienwahl oder Demonstrationsrecht sind selbstverständlich“, begründet die Politologin. Einig sind sich hingegen Alt und Jung beim Punkt Zufriedenheit mit der Demokratie. „Diese ist in Österreich in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Der Krieg in der Ukraine und die anhaltende Teuerung haben die ablehnende Haltung sogar noch beschleunigt.“ So gaben beim „Demokratieradar“ Ende 2022 gerade 58 Prozent an, dass die Demokratie „sehr gut“ oder „eher gut“ funktioniert. 2018 waren es noch 77 Prozent.