Vor genau zwei Jahrzehnten wurde Graz offiziell zur UNESCO-Menschrechtsstadt ernannt. „Seit damals hat sich einiges getan. Vor allem in der Wahrung der Grundrechte von Menschen auf lokaler und regionaler Ebene können wir Erfolge verbuchen“, betont Rechtswissenschafter Gerd Oberleitner. „Im Umgang mit dem so genannten Bettelverbot oder auch beim Bau einer Moschee im Süden der Stadt hat sich Graz weiterentwickelt und sich an internationalen Standards orientiert“, nennt er zwei Beispiele. Der Jurist forscht an der Universität Graz und ist Inhaber des „UNESCO-Chair in Human Rights and Human Security“. Weltweit gibt es 830 Lehrstühle dieser Art in 116 Ländern, an der Uni Graz wurde der Chair 2016 eingerichtet und nun aufgrund des Erfolgs um weitere vier Jahre verlängert.
Forschung als Brücke
Am 9. Februar 2021 eröffnet an der Universität als sichtbares Zeichen für das 20-jährige Jubiläum das UNESCO-Zentrum zur Förderung der Menschenrechte in Gemeinden und Regionen. Es ist das weltweit erste Kompetenzzentrum für die Förderung der Menschenrechte auf der lokalen und regionalen Ebene. Insbesondere die Erfahrungen der Menschenrechtsstadt Graz für Partnerinstitutionen und Städte sollen auf diesem Weg nutzbar gemacht werden. Dazu zählen auch die Entwicklung von Trainingsprogrammen oder praktischen „Toolkits“ für angewandte städtische Menschenrechtspolitik. Damit übernimmt das Zentrum eine spannende Brückenfunktion zwischen Forschung und Politikentwicklung.
Beim virtuellen Festakt begrüßt Rektor Martin Polaschek unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Außenminister Alexander Schallenberg, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bürgermeister Siegfried Nagl.
Gelebte Praxis
Menschenrechte und die Forderung nach freier Bildung, Forschung und Kultur sind fest in der Arbeit der Universität verankert. „Wir ermöglichen zum Beispiel politisch Verfolgten bei uns als GastprofessorInnen zu lehren“, ergänzt Oberleitner. Seit 2015 hat außerdem die „Refugee Law Clinic“ Fahrt aufgenommen. In dieser Initiative unterstützen Studierende und WissenschafterInnen in Kooperation mit Anwaltskanzleien Geflüchtete bei der Durchsetzung ihrer Rechte.
Veranstaltung: „Human Rights Go Local: What Works“
Wann? Dienstag, 9. Februar 2021, 16 Uhr
Wo? Online im Internet unter http://www.humanrightsgolocal.org/
Verlängert: UNESCO-Chair für den interkulturellen und interreligiösen Dialog für Südosteuropa
Der älteste UNESCO-Lehrstuhl Österreichs, jener für den interkulturellen und interreligiösen Dialog für Südosteuropa, ist ebenfalls der Universität Graz zugeordnet und wurde aktuell verlängert: Pablo Argárate vom Institut für Ökumenische Theologie, Ostkirchliche Orthodoxie und Patrologie ist als neuer Inhaber und Nachfolger von Bert Groen bestätigt worden. >> Mehr Informationen