Ohne Forschung kein Fortschritt, ohne Wissenschaft keine moderne Welt. In vielen Lebensbereichen ist universitäre Arbeit die Basis für technologische Entwicklungen. An der Uni Graz werden jährlich eine Vielzahl an Erfindungen zu Patenten angemeldet. Doch wer steckt hinter den ganzen innovativen Ideen?
Der Uni-Graz-Top-Erfinder
Ganze Arbeit leistet der Chemiker C. Oliver Kappe. Seit 2020 meldete er der Universität elf bahnbrechende Diensterfindungen, die nahezu vollständig ihren Weg in die Praxis fanden. Zehn dieser elf Innovationen wurden bereits erfolgreich an Unternehmen in der pharmazeutischen und chemischen Industrie transferiert und werden dort entweder direkt angewendet oder weiterentwickelt.
Sein Forschungsfokus liegt auf der Entwicklung und Optimierung neuer Methoden und Prozesse in der organischen Synthese. Dieses Fachgebiet ist zentral für die Produktion von Wirkstoffen und Schlüsselbausteinen in der Pharmaindustrie, der Agrochemie und bei Spezialchemikalien – oft unter Einsatz der kontinuierlichen Durchflusschemie, die Vorteile wie gesteigerte Sicherheit, Nachhaltigkeit und Effizienz verspricht.
Eine seiner aktuellen Entwicklungen ist ein elektrochemischer Reaktor, der dazu beitragen könnte, die Effizienz und Nachhaltigkeit organischer Syntheseprozesse im industriellen Maßstab signifikant zu steigern. Diese vielversprechende Technologie wurde kürzlich an einen führenden Anbieter in der Forschungs- und Life-Science-Industrie auslizenziert und markiert einen weiteren wichtigen Meilenstein in universitärer Innovationsarbeit.
Besonders die enge Kooperation mit dem COMET-Zentrum RCPE GmbH – einem weltweit führenden Forschungszentrum für pharmazeutische Prozess- und Produktentwicklung – schafft entscheidende Rahmenbedingungen, die innovative Entwicklungen und Durchbrüche erst ermöglichen.
Neue Produktionsmethoden
Weit vorn dabei ist auch Wolfgang Kroutil mit seiner Forschung im Bereich Biokatalyse. Seit 2020 hat er fünf Erfindungsmeldungen eingereicht. „Die für mich bedeutendste Erfindungsleistung sind die neuen Herstellungswege von Medikamenten und Aromastoffen. Wir konnten Methoden entwickeln, die weniger Chemikalien benötigen. Dadurch werden auch die Kosten geringer.“ Die Patente des Biochemikers wurden von mehreren Firmen übernommen und werden bereits eingesetzt. „Das ist mir besonders wichtig“, sagt Kroutil. „Dadurch haben wir mit unserer Forschung einen maßgeblichen Einfluß auf den ökologischen Fußabdruck der Chemischen Industrie und können und dabei zusätzlich auch effizientere Produktions-Methoden entwicklen, die iauch zu günstigeren Produkten führen.“
Strom sparen
Auch Studierende können an der Universität Graz ihre Geistesblitze verwirklichen. Nathalie Frieß entwickelte während ihres Doktoratsstudiums einer Uhr, die zeigt, wann es am besten ist, Strom zu verbrauchen. Der „eTimer“ zeigt auf einem Zifferblatt an, zu welcher Uhrzeit Strom besonders günstig ist.
„Komplexe Informationen über den Strommarkt werden damit leicht verständlich Aufbereitet und Verbraucher:innen im Alltag einfach zugänglich gemacht. Das erste Feedback von Stromnetz-Betreibern sei sehr positiv, sagt Frieß. „Derzeit beschäftigen wir uns intensiv mit der Wirkungsabschätzung des eTimers und bereiten mit dem Institut für Psychologie eine größere Studie dazu vor.“
Revolution nach mehr als 100 Jahren
Nicht nur Wissenschaftler:innen zählen zu den eifrigen Erfinder:innen an der Universität Graz. In seiner Werkstatt tüftelt auch der Techniker Harald Pascher laufend neue Geräte für wissenschaftliche Versuche im Bereich der Biologie. So macht er mit einer mikroskopischen Farbpartikel-Pistole Nervenbahnen sichtbar und revolutioniert eine Forschungsmethode, die seit über 100 Jahren nicht verändert wurde: Das Berlese-Verfahren zur Untersuchung von Lebensformen in Bodenproben. Er hat eine mobile Box entwickelt, die mit einer Autobatterie angetrieben werden kann und daher auch direkt im Feld genutzt werden kann.